Alt werden, heißt sehend werden.

Marie von Ebner-Eschenbach

 

„Blind sein und nicht sehen können…“, heißt es in einem Kinderlied. Doch müssten wir dieses Lied nicht auch ab und zu in unseren Gottesdiensten singen? Sind wir Sehenden nicht oftmals blind und taub, unserer Umgebung gegenüber? Als junger Mensch haben wir noch tausendfach Pläne im Kopf, die wir umsetzen möchten. Nicht immer gelingt uns alles und wir erkennen nach Jahrzehnten, dass manche Träume, nur Luftblasen geblieben sind. Selten konnten wir alles verwirklichen, was wir uns vornahmen. Unser Sehen ist meist auf unseren ganz persönlichen Weg ausgerichtet, den wir uns zu gehen vorgenommen haben. Später, in der Mitte unseres Lebens, blicken wir schon so manches Mal zurück. Aber wir beginnen auch, uns für die uns umgebende Welt einzusetzen und darüber nachzudenken.

Sind wir im letzten Drittel unseres Lebens angekommen, hat uns das Leben schon für so manches die Augen geöffnet. Dies kann leider auch dazu führen, dass wir uns zurückziehen und uns einigeln in unser Schneckenhaus. Dabei wäre es wichtig, diese, unsere Sicht, die wir durch Jahrzehnte in Erfahrung gewonnen haben, mit anderen zu teilen. Wichtig ist vor allem, den Blick auf Gottes Gegenwart auszurichten. Er ist es, der uns bis hierhergetragen hat, der uns geleitet hat mit seiner Liebe und Fürsorge. Herr, erbarme dich, dass ich sehend werde und meinen Mund auftue für seine Wunder.

Herr, hilf, uns zu verstehen, was du für uns getan,

Herr, hilf, dass wir begreifen, auch deinen Gnadenplan.

Dort wo wir nicht verstehen,

dort hilf, und gib Verstand,

damit wir weitergehen einst ins gelobte Land

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