April

 

Schön ist der Tropfen Tau am Halm, und nicht zu klein

der großen Sonne selbst ein Spiegelglas zu sein.

Friedrich Rückert

 

Wie schön ist es, wenn wir an einem Sommermorgen in der Frühe durch Wald oder Wiesen streifen und die glitzernden Tautropfen sich auf Gras und Blumen spiegeln. Schöner kann sich die Natur nicht ihrem Schöpfer darbieten. Sitzen wir an einem Sommertag am See, betrachten wir gerne das Spiegelbild, das sich auf der Fläche des Sees uns darbietet und machen uns gegenseitig auf so manche kleine Schönheit aufmerksam. Was der eine vielleicht nicht sieht, sticht dem anderen ins Auge. So muss es Friedrich Rückert auch empfunden haben, als er vom Tautropfen sprach, in dem die Sonne sich spiegelt. Der Tautropfen so winzig klein im Gegensatz zur Sonne und doch so groß ihr als Spiegelbild zu dienen. Wir Christen können unsere Herzen öffnen, um sie zum Spiegelbild Gottes werden zu lassen. Wenn unser Herz Gottes Liebe annimmt, kann es sie auch weitergeben an andere Menschen und an Gottes wunderbare Schöpfung. Gott sieht seine gesamte Schöpfung als ein Werk, erschaffen durch seine Liebe. Alles, was uns umgibt, die Natur, die Wolken, den Wind und die Gestirne des Himmels sind für uns zur Freude geschaffen. Himmel, Erde, Luft und Meer zeugen von des Schöpfers Ehr…, so formuliert es Joachim Neander in seinem Loblied auf die Schöpfung. Zum Ende des Liedes sagt er: Ach mein Gott, wie wunderbar stellst du dich der Seele dar! Drücke stets in meinen Sinn, was du bist und was ich bin. Dort, wo wir die Natur so wahrnehmen, können wir gar nicht anders, als sie zur Ehre Gottes zu erhalten und uns für ihren Schutz einzusetzen. Gott übergab uns diese Erde, dass wir uns ihrer erfreuen und sie schützen und bewahren. Fangen wir gleich heute damit an.

Zitate März

 

Die Natur ist die beste Führerin des Lebens.

 Marcus Tullius Cicero (106 - 43 v. Chr.)

 

Gott schenkt uns vier Jahreszeiten, um uns an ihnen zu erfreuen. Bereits im Alten Testament lesen wir von Saat und Ernte, von blühenden Bäumen und dem Gras, das im Sommer verdorrt. Der ewige Kreislauf von Wachsen und werden, der in der Natur ebenso seinen Lauf nimmt, wie in unserem Leben. Wie schön ist es für uns, wenn wir nach langen, trüben Wintergagen die ersten Schneeglöckchen oder Veilchen entdecken, wenn die Bäume ihre Knospen zum Blühen bringen, denken wir nur an den Tulpenbaum. Später, wenn dieses neue Erwachen den Reiz unsere Sinne verloren hat, ist es der Sommer, der uns einlädt zum Bade. Wie sehr freuen wir uns über die Rosen, und die Früchte des Waldes wie Himbeeren und Brombeeren. Später dann, warten wir auf die Pflaumenernte und können es kaum erwarten.- Nur vergessen wir dabei oft, dass wir uns, indem wir das eine ersehnen, das andere wieder verlassen müssen. Immer nur eine Jahreszeit kann uns mit ihren Gaben erfreuen, so und nicht anders hat es Gott in seinem Schöpfungsplan bestimmt. Es ist ein ständiger Kreislauf bei Mutter Natur. So führt sie uns durch unser Leben, lehrt uns, ihre Geschenke wie Kräuter und Früchte anzuwenden. Sie lehrt uns aber auch, wenn wir älter werden, zu erkennen, dass auch wir Menschen in ihren Kreislauf gehören und uns irgendwann von dieser schönen Erde verabschieden müssen. Nichts ist auf ewig bestimmt außer Gott alleine. Nichts hat ewigen Bestand und wenn wir es noch so gerne festhalten möchten. Doch wir Christen haben einen Trost, dass der Tod nicht das letzte Wort hat und wir nur durch ein Tor gehen, um in Gottes ewigem Reich weiterzuleben. Bei Gott gibt es einen stets blühenden Garten und Freude pur.

 Februar

 

Denn Augen haben und Betrachten ist nicht dasselbe.

Augustinus Aurelius (354 - 430)

 

Wie oft spüren wir es selbst, wie blind wir sind, unserer Umgebung gegenüber. Wir laufen durch die Straßen, sind jedoch nur mit unseren Gedanken beschäftigt. Wir sehen nicht das Kind auf der Wiese, das sich gerade eine Blume pflückt und sie zur Nase führt, um ihren Duft zu erkunden. Dieses Lächeln auf dem Gesicht des Kindes könnte ein Sonnenstrahl für unser betrübtes Herz sein. Sehen und doch nicht wahrnehmen, ist traurig. Wir versäumen so viel, wenn wir nicht aufmerksam durch die Welt gehen. Fast täglich, gehen mein Mann und ich, gemeinsam spazieren. Dabei Veränderungen aufmerksam, die wir entdecken. Sei es im Winter ein verschneiter Ast, der unseren Blick anzieht oder im folgenden Frühling das erste Schneeglöckchen, das wir am Wegesrand sehen. Was der eine nicht sieht, sieht der andere. Es macht Freude, mit offenen Augen durch das Leben zu gehen. „Seht ihr den Mond dort stehen…“, singen wir in einem Abendlied von Matthias Claudius. Wenn wir nicht bereit sind unsere Augen zu öffnen und mit dem Herzen zu sehen, werden uns viele Schönheiten verborgen bleiben. Ähnlich ist es mit unserem Glauben. Wir haben erfahren, dass es Gott gibt, sehen können wir ihn nicht, nur mit dem Herzen können wir ihn erfassen. Aus dieser Sicht werden wir den heutigen Spruch besser verstehen. Öffnen wir unsere Augen und unser Herz für Gottes Schönheiten.

Ein Urteil lässt sich widerlegen,

aber niemals ein Vorurteil.

Marie von Ebner-Eschenbach

 

Hat nicht ein jeder von uns mit diesem Spruch schon einmal seine Erfahrung gemacht im Leben? Ganz gleich, ob es um uns persönlich geht oder um einen guten Bekannten.

Gerhard war nach seiner Scheidung in eine andere Stadt gezogen, um all seine Erlebnisse, die ihn mehr oder weniger belasteten, hinter sich zu lassen. Wenn ich neu anfangen muss, dann gleich richtig, sagte er sich. So hatte er sich auch eine neue Arbeit gesucht. Als er einige Tage in seinem neuen Betrieb tätig war, spürte er, dass sofort das Gespräch verstummte, wenn er auftauchte. Seine Kollegen, die soeben noch munter miteinander geredet hatten, zerstreuten sich in alle Richtungen. Jeder hatte plötzlich eine wichtige Aufgabe, die schnell erledigt werden müsste. Ein paar Tage sah sich Gerhard das mit an, dann sprach er nach Feierabend einen Kollegen an und fragte ihn ganz konkret: „Sag mal, was habt ihr eigentlich gegen mich? Kaum tauche ich auf, verschwindet ihr von der Bildfläche?“ Roland fühlte sich so gar nicht wohl in seiner Haut, als er angesprochen wurde. „Eigentlich haben wir gar nichts gegen dich“, gab er zur Antwort. „Das kommt mir aber gar nicht so vor!“, forschte Gerhard weiter. „Na ja“, meinte Roland, „warum hast du alle Zelte hinter dir abgebrochen, das wundert einen schon“, setzte jetzt Roland nach. „Ich bin geschieden und möchte neu anfangen“, gab Gerhard zur Antwort. Am nächsten Tag hatte sich die Tuschelei gelegt und man sprach offen mit dem Neuen. Von nun an gehörte er mit dazu.

Es ist nicht immer einfach, auf Fremde zuzugehen und sie direkt anzusprechen, wenn man der Meinung ist, sie hätten etwas gegen uns. Jesus fordert uns zu klaren Worten heraus. Auf eine klare Frage bekommen wir meist eine klare Antwort.

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