Zitat Dezember

Die Tora lehrt uns den richtigen Lebensweg:

Zuerst soll der Mensch ein Haus bauen,

dann einen Weinberg pflanzen, und zuletzt heiraten.

Babylonischer Talmud

 

Betrachten wir diese alten Worte, so sollte unser Lebensweg, wie ein gerader Pfad sein. Leider sind nicht alle Pfade so gerade. Oft weichen wir von unseren vorbestimmten Pfaden ab und wundern uns dann, dass wir in die Irre laufen. Sehen wir die Worte aus dem Babylonischen Talmud an, dürfte kaum ein Mensch vor dem vierzigsten Lebensjahr heiraten. Andererseits kennen wir auch das Sprichwort, `jung gefreit, hat nie gereut`. Was ist denn nun richtig? Denke wir an die Bibel und die Geschichte von der breiten und der schmalen Straße in Matthäus 7. Nur wenige Menschen haben in der Jugend bereits klare Vorstellungen von ihrem Lebensweg. Es soll das schnellste Auto sein, das schönste Haus und so einiges mehr sein. Doch ohne Fleiß kein Preis können wir aus einem anderen Sprichwort lernen. Zuerst heißt es lernen, lernen und nochmals lernen, das ist die erste Stufe auf dem Weg zum Erfolg. Immer noch möchten wir gerne dem Beispiel folgen von Tellerwäscher zum Millionär. Doch sind das schon lange Luftgespinste, aus einer fernen Zeit. Denken wir an die Mär von der Grille und der Ameise. Nur wer fleißig schafft, kann auch etwas erreichen. So kann man sich später auch ein wenig auf dem Erreichten ausruhen. Manch einer schafft es, die meisten müssen sich ein Lebenslang mühen und Plagen, wie es bereits im ersten Buch Mose heißt. Jeder Tag ist ein Geschenk, ihn jedoch so zu nutzen, dass wir nach ein paar Jahrzehnten mit Freude und Stolz zurückblicken können, ist nicht immer leicht. Da sind die `guten Freunde`, die uns sagen wie es richtig geht und schon liegen wir auf der Nase. Auf weise Worte, wie in unserem oberen Vers, möchten wir erst recht nicht hören. `Das ist ja so lange her! Das ist ja weltfremd! Heute ist alles anders, heute erreicht man alles viel schneller! ` So gehen oft die Gedanken. Erst viel zu spät merken wir, dass es der falsche Weg war, den wir eingeschlagen hatten. Ein Zurück gibt es nicht! Die Zeiger der Uhr drehen sich bekanntlich nur vorwärts und nicht zurück! Doch jeder einzelne Lebenstag, den wir nicht mit Sinn füllen, ist später, im Rückblick, ein verschenkter Tag, den wir nicht zurückholen können. So verstaubt ist der Vers aus dem Babylonischer Talmud nicht, denken wir vielleicht, wenn wir einige Lebens Jahrzehnte hinter uns gebracht haben. Spätestens dann sollten wir unsere Tage und Stunden, die uns Gott noch schenkt, voller Behutsamkeit betrachten und planen, um künftig keinen Tag mehr zu vergeuden. Herr, schenke uns Verstand und Lebensfreude und noch viele Tage hier auf Erden! Das wäre doch mal ein Wunsch, der uns allen aus dem Herzen spricht. Haben wir erst einmal ein höheres Jahrzehnt erreicht, ist uns längst bewusstgeworden, was wichtig ist im Leben. Nicht Reichtum und Geld, sondern in erster Linie unsere Beziehung zu Gott, sowie Liebe und Gesundheit. Wird ein Gamsbock im Gebirge von saftigen Kräuter gelockt, versucht er an diese heranzukommen. Nicht immer ist die ohne Gefahr möglich. Aber er geht bedacht vor, damit sein Fuß nicht ausgleite. Mit dieser Behutsamkeit in unserem Leben kämen wir auch weiter. Nehmen wir uns ein Beispiel am Gamsbock und suchen wir bedacht und in Ruhe nach dem rechten Weg.

Zitate November

Schlecht ist es mit dem Glauben an Gott bestellt,

wenn man nicht Treu und Glauben dem Nächsten hält.

Friedrich von Logau (1605 - 1655)

Diese Worte von Friedrich von Logau erinnern uns an den barmherzigen Samariter. Ein Priester geht achtlos an dem Verletzten vorbei, erst als ein Levit kommt, findet der Mann am Straßenrand Rettung. Seine Wunden werden versorgt und ihm wird Pflege zuteil. Wie wäre es, wäre Jesus einst achtlos an uns Menschen vorübergegangen, anstatt den Weg ans Kreuz mit Tod und Auferstehung? Es sehe schlecht aus für uns. Wir wären Tod und Verderben ausgeliefert. Auch Martin Luther wies darauf hin, daß die Nächsten liebe unser erstes Gebot, den Mitmenschen gegenüber ist. Eure Seele kauft ihr nicht frei durch Ablassbriefe, sondern durch die Liebe zu eurem Nächsten, war sein Gebot. Es fällt uns nicht immer leicht unseren Nächsten zu lieben, doch denken wir daran, dass auch für Jesus der Weg ans Kreuz nicht leicht war, er war mit Schmerzen und dem Tod verbunden. Doch er ging diesen Weg zur Rettung von uns Menschen. Wo wir dies im Blickfeld haben, sollte uns die Liebe zu unserem Nächsten leichter fallen.

Zitate Oktober

 

Der wahre Glaube wächst durch die Stimme eines guten Lehrers

und eigenes Nachdenken.

Buddha (560 - 480 v. Chr.)

Kommen wir am Sonntag aus dem Gottesdienst, wird uns die Predigt, die wir gerade hörten, noch eine ganze Weile bewegen. Sind wir zu zweit, haben wir die Möglichkeit, uns darüber auszutauschen. Ein jeder wird die gehörten Bibelworte und die Auslegung, ein wenig anders aufnehmen. Darum ist es gut, darüber zu reden oder daheim im Stillen noch einmal darüber nachzudenken. Nur wo wir uns intensiv mit Gottes Wort und seinem Wirken befassen, wird auch sein Wort tief in uns eindringen, um etwas in uns zu bewirken. Gottes Wort ist die Wahrheit, ist der Weg für uns zur Erlösung. Jeder gelesene oder gehörte Text bewirkt etwas in unserem Herzen. Er festigt uns im Glauben an seine Macht und seine Vaterliebe. Schon die ersten Christen trafen sich in Gemeinschaften, in Häusern, um über Gott zu reden, um sein Wirken zu verstehen.

Zitat September

 

Die Liebe trägt die Seele,

 wie die Füße unseren Körper tragen.

Katharina von Siena

 

Liebe ist etwas Wunderbares. Wie gern schmiegt sich ein kleines Kind in die Arme der Mutter. Später, das erste Verliebtsein, wir meinen auf Wolke sieben zu schweben. Ein ganz neues Gefühl, das sich mit keinem vergleichen lässt. Gehen wir noch ein paar Jahrzehnte weiter, und sehen unsere Großeltern bei der goldenen Hochzeit, spüren wir, es ist etwas Besonderes zwischen den beiden alten Menschen. Eine innige Liebe, die sie durch die Stürme des Lebens getragen hat. Wir können und sollen sogar auch unseren Nächsten lieben, ganz in Gottes Sinn. Nicht zu vergessen, die Tierliebe, die uns manches Haustier zum guten Kameraden macht. Die Liebe trägt die Seele, sagt Katharina von Sina. Manche nennen es das Herz, wenn sie von Gefühlen sprechen, andere wieder reden von der Seele. In jedem Fall ist etwas in uns, dass uns Gott eingepflanzt hat, bei der Erschaffung des Menschen. Ein ganz besonderes Gefühl, die Liebe. Sie ist einfach da, ob wir es wollen oder nicht. Selbst, wenn es nur die Eigenliebe ist. Wo ein Mensch ohne Liebe leben muss, wird er bald verdorren, wie eine Pflanze, die kein Wasser bekommt. Mitunter kann es passieren, dass man lieblos wird und das Gefühl der Nächstenliebe aus seinem Herzen gestrichen hat. Das ist traurig und doch mehr und mehr zu finden, in einer Welt, wo die Menschen vereinsamen im Trubel der Masse. Schwer vorstellbar und doch erleben wir es immer wieder. Wir finden es bei alten Menschen, die plötzlich ihren geliebten Partner verlieren. Nicht immer sind Menschen da, die diese Lücke ausfüllen können. Wir sprechen dann von Vereinsamung. Gott ist die Liebe! Welch ein Angebot für uns alle!

Zitat August 

Wer nur halb nachdenkt, der glaubt an keinen Gott,

wer aber richtig nachdenkt, der muss an Gott glauben.

Isaac Newton (1643 - 1727)

 

In jedem Leben gibt es Momente, in denen uns Gott fern erscheint. Ja, so manches Mal zweifeln wir an ihm und meinen: „Warum hat er das zugelassen oder warum stand er mir nicht bei in dieser Situation. Wir ziehen uns in uns zurück und wollen nichts mehr hören und sehen, auch nicht von Gott. Haben wir jedoch diese Durststrecke überwunden, und können wieder klar denken, erkennen wir, wie Unrecht wir ihm taten. Es wird immer Zeiten geben, wo wir Gottes Handeln nicht verstehen. Doch mit klarem Verstand erkennen wir Gott überall. In der gesamten Schöpfung. Denken wir nur an das Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“, von Matthias Claudius, finden wir das beste Beispiel für unsere Unzulänglichkeit im Wahrnehmen. Der Mond steht immer in seiner vollen Schönheit am Himmel, auch wenn wir ihn von unserem Standort nicht immer voll erkennen können. So ist es auch mit Gott, er ist ohne Unterlass für uns da, auch wenn er sich nicht immer sofort für uns erkennen lässt. Wer ihn erfahren will, der findet sein Handeln überall. Selbst Wissenschaftler konnten dieser Tatsache nicht widersprechen.

Zitate Juli

 

Hake jeden Tag ab und betrachte ihn als erledigt.

 Du hast dein Bestes getan. Irrtümer und Fehler sind immer

 möglich. Vergiss sie so schnell wie möglich.

Ralph Waldo Emerson (1803 - 1882)

 

Gott schenkt uns jeden Morgen einen neuen Tag, damit wir uns daran erfreuen. Dies ist nicht immer einfach, ganz besonders, wenn wir unsere Fehler vom Vortag noch mit uns herumschleppen. Dann sieht dieser neue Morgen manchmal grau in grau aus. Doch wir dürfen darauf vertrauen, dass Jesus alle unsere Fehler längst gelöscht hat durch sein Sterben und Auferstehen. Menschen sind fehlbar und es gibt wohl kein Leben ohne Fehler, auch dann nicht, wenn sich manch einer von uns für unfehlbar hält. Es ist wichtig unsere Fehler einzusehen und sie zuzugeben. Haben wir einem Menschen Unrecht getan, sollten wir ihn um Verzeihung bitten. Doch vor allem sollten wir nicht vergessen zu danken, für jeden neuen Morgen, für jeden neuen Tag, der uns geschenkt wird. Das gestrige war gestern, heute beginnt, wenn ich die Augen aufschlage ein neuer Tag an dem ich mich an Sonne und Regen erfreuen darf. Jeder Tag bringt etwas Schönes uns zur Freude.

 

 

Zitat Juni

Die menschliche Vernunft ist schwach und dem Irrtum verfallen;

der wahre Glaube aber kann nicht irren.

Thomas von Kempen (um 1380 - 1471)

 

Wir glauben nur was wir sehen, ist die lang läufige Meinung vieler Menschen. Fragen wir sie dann, nach der Atemluft oder dem Wind, fehlen die Antworten. Viele Beispiele könnte man hier noch aufführen. Wunderbar beschreibt dies Matthias Claudius in seinem Abendlied „Der Mond ist aufgegangen.“ Er erklärt wie viele Dinge für unser Auge nicht wahrnehmbar sind und doch existieren. Als Christen wissen wir, dass dies auch ganz besonders auf Gott zutrifft. Wir können ihn nicht sehen und haben ihn doch schon mehrmals im Leben erfahren. Ebenso, wie der Wind, den wir nicht sehen können und doch spüren, wenn er unsere Haut berührt oder mit unseren Haaren spielt. Den Grundstock für unser Gottvertrauen gibt uns die Bibel. Hier haben wir es mit Erfahrungsberichten für Gottes Gegenwart zu tun. Die besten Pfeiler für einen stabilen Glauben.

Mai

 

Man sollte auch an Wochentagen

 ein paar Augenblicke Sonntag sein lassen.

Unbekannt

 

Was will uns dieser Text sagen? Meist rennen wir von montags in der Früh bis Freitagabend und damit nicht genug, wir beziehen auch noch das Wochenende mit ein. Gott schuf den siebenten Tag uns zur Ruhe und Erholung. Gewiss, so kennen wir es aus der Bibel und doch hat Gott nicht gesagt, schafft ohne Unterlass? Nein, ein wenig Freizeit sollten wir uns auch an möglichst jedem Wochentag gönnen. Gott gab uns nicht nur Muße und Arbeit, nein er gab uns auch unsere Talente, die wir uns zum Hobby machten. Wie bewundernd stehen wir vor Töpfereien, um uns die schönen Kunstwerke zu betrachten, die wir dort sehen. Meist nehmen wir uns auch das eine oder andere mit nach Hause. Oftmals sind es Töpferkurse in denen die schönsten Kunstwerke entstehen, von Laien angefertigt. Oder wir denken an die Gemälde, die bei uns daheim in der Wohnung hängen. Durchaus nicht immer von großen Meistern, sondern sehr oft auch von kleinen Malern erschaffen und doch rühren sie unser Herz und wir freuen uns, bei ihrem Anblick. Welches Talent hat Gott Ihnen in die Wiege gelegt? Haben Sie es schon einmal getestet, einfach einmal etwas auszuprobieren? Nach den Anfangsschwierigkeiten werden wir viel Freude daran haben. Diese Freude ist es, die uns die Kraft schenkt für den nächsten Tag. Selbst dann, wenn ich nicht alles selbst geschaffen habe, sondern wie ein Puzzle, das ich mir kaufe, um aus den einzelnen Teilen ein Bild entstehen zu lassen. Wie schön! Nicht jeder ist dazu in der Lage, weil es sehr viel Ruhe und Konzentration von uns fordert und doch bringt uns auch solch ein Puzzle Entspannung. Gott schenkt uns Talente, um sie anzuwenden. Dafür danken wir ihm.

April

 

Schön ist der Tropfen Tau am Halm, und nicht zu klein

der großen Sonne selbst ein Spiegelglas zu sein.

Friedrich Rückert

 

Wie schön ist es, wenn wir an einem Sommermorgen in der Frühe durch Wald oder Wiesen streifen und die glitzernden Tautropfen sich auf Gras und Blumen spiegeln. Schöner kann sich die Natur nicht ihrem Schöpfer darbieten. Sitzen wir an einem Sommertag am See, betrachten wir gerne das Spiegelbild, das sich auf der Fläche des Sees uns darbietet und machen uns gegenseitig auf so manche kleine Schönheit aufmerksam. Was der eine vielleicht nicht sieht, sticht dem anderen ins Auge. So muss es Friedrich Rückert auch empfunden haben, als er vom Tautropfen sprach, in dem die Sonne sich spiegelt. Der Tautropfen so winzig klein im Gegensatz zur Sonne und doch so groß ihr als Spiegelbild zu dienen. Wir Christen können unsere Herzen öffnen, um sie zum Spiegelbild Gottes werden zu lassen. Wenn unser Herz Gottes Liebe annimmt, kann es sie auch weitergeben an andere Menschen und an Gottes wunderbare Schöpfung. Gott sieht seine gesamte Schöpfung als ein Werk, erschaffen durch seine Liebe. Alles, was uns umgibt, die Natur, die Wolken, den Wind und die Gestirne des Himmels sind für uns zur Freude geschaffen. Himmel, Erde, Luft und Meer zeugen von des Schöpfers Ehr…, so formuliert es Joachim Neander in seinem Loblied auf die Schöpfung. Zum Ende des Liedes sagt er: Ach mein Gott, wie wunderbar stellst du dich der Seele dar! Drücke stets in meinen Sinn, was du bist und was ich bin. Dort, wo wir die Natur so wahrnehmen, können wir gar nicht anders, als sie zur Ehre Gottes zu erhalten und uns für ihren Schutz einzusetzen. Gott übergab uns diese Erde, dass wir uns ihrer erfreuen und sie schützen und bewahren. Fangen wir gleich heute damit an.

Zitate März

 

Die Natur ist die beste Führerin des Lebens.

 Marcus Tullius Cicero (106 - 43 v. Chr.)

 

Gott schenkt uns vier Jahreszeiten, um uns an ihnen zu erfreuen. Bereits im Alten Testament lesen wir von Saat und Ernte, von blühenden Bäumen und dem Gras, das im Sommer verdorrt. Der ewige Kreislauf von Wachsen und werden, der in der Natur ebenso seinen Lauf nimmt, wie in unserem Leben. Wie schön ist es für uns, wenn wir nach langen, trüben Wintergagen die ersten Schneeglöckchen oder Veilchen entdecken, wenn die Bäume ihre Knospen zum Blühen bringen, denken wir nur an den Tulpenbaum. Später, wenn dieses neue Erwachen den Reiz unsere Sinne verloren hat, ist es der Sommer, der uns einlädt zum Bade. Wie sehr freuen wir uns über die Rosen, und die Früchte des Waldes wie Himbeeren und Brombeeren. Später dann, warten wir auf die Pflaumenernte und können es kaum erwarten.- Nur vergessen wir dabei oft, dass wir uns, indem wir das eine ersehnen, das andere wieder verlassen müssen. Immer nur eine Jahreszeit kann uns mit ihren Gaben erfreuen, so und nicht anders hat es Gott in seinem Schöpfungsplan bestimmt. Es ist ein ständiger Kreislauf bei Mutter Natur. So führt sie uns durch unser Leben, lehrt uns, ihre Geschenke wie Kräuter und Früchte anzuwenden. Sie lehrt uns aber auch, wenn wir älter werden, zu erkennen, dass auch wir Menschen in ihren Kreislauf gehören und uns irgendwann von dieser schönen Erde verabschieden müssen. Nichts ist auf ewig bestimmt außer Gott alleine. Nichts hat ewigen Bestand und wenn wir es noch so gerne festhalten möchten. Doch wir Christen haben einen Trost, dass der Tod nicht das letzte Wort hat und wir nur durch ein Tor gehen, um in Gottes ewigem Reich weiterzuleben. Bei Gott gibt es einen stets blühenden Garten und Freude pur.

 Februar

 

Denn Augen haben und Betrachten ist nicht dasselbe.

Augustinus Aurelius (354 - 430)

 

Wie oft spüren wir es selbst, wie blind wir sind, unserer Umgebung gegenüber. Wir laufen durch die Straßen, sind jedoch nur mit unseren Gedanken beschäftigt. Wir sehen nicht das Kind auf der Wiese, das sich gerade eine Blume pflückt und sie zur Nase führt, um ihren Duft zu erkunden. Dieses Lächeln auf dem Gesicht des Kindes könnte ein Sonnenstrahl für unser betrübtes Herz sein. Sehen und doch nicht wahrnehmen, ist traurig. Wir versäumen so viel, wenn wir nicht aufmerksam durch die Welt gehen. Fast täglich, gehen mein Mann und ich, gemeinsam spazieren. Dabei Veränderungen aufmerksam, die wir entdecken. Sei es im Winter ein verschneiter Ast, der unseren Blick anzieht oder im folgenden Frühling das erste Schneeglöckchen, das wir am Wegesrand sehen. Was der eine nicht sieht, sieht der andere. Es macht Freude, mit offenen Augen durch das Leben zu gehen. „Seht ihr den Mond dort stehen…“, singen wir in einem Abendlied von Matthias Claudius. Wenn wir nicht bereit sind unsere Augen zu öffnen und mit dem Herzen zu sehen, werden uns viele Schönheiten verborgen bleiben. Ähnlich ist es mit unserem Glauben. Wir haben erfahren, dass es Gott gibt, sehen können wir ihn nicht, nur mit dem Herzen können wir ihn erfassen. Aus dieser Sicht werden wir den heutigen Spruch besser verstehen. Öffnen wir unsere Augen und unser Herz für Gottes Schönheiten.

Ein Urteil lässt sich widerlegen,

aber niemals ein Vorurteil.

Marie von Ebner-Eschenbach

 

Hat nicht ein jeder von uns mit diesem Spruch schon einmal seine Erfahrung gemacht im Leben? Ganz gleich, ob es um uns persönlich geht oder um einen guten Bekannten.

Gerhard war nach seiner Scheidung in eine andere Stadt gezogen, um all seine Erlebnisse, die ihn mehr oder weniger belasteten, hinter sich zu lassen. Wenn ich neu anfangen muss, dann gleich richtig, sagte er sich. So hatte er sich auch eine neue Arbeit gesucht. Als er einige Tage in seinem neuen Betrieb tätig war, spürte er, dass sofort das Gespräch verstummte, wenn er auftauchte. Seine Kollegen, die soeben noch munter miteinander geredet hatten, zerstreuten sich in alle Richtungen. Jeder hatte plötzlich eine wichtige Aufgabe, die schnell erledigt werden müsste. Ein paar Tage sah sich Gerhard das mit an, dann sprach er nach Feierabend einen Kollegen an und fragte ihn ganz konkret: „Sag mal, was habt ihr eigentlich gegen mich? Kaum tauche ich auf, verschwindet ihr von der Bildfläche?“ Roland fühlte sich so gar nicht wohl in seiner Haut, als er angesprochen wurde. „Eigentlich haben wir gar nichts gegen dich“, gab er zur Antwort. „Das kommt mir aber gar nicht so vor!“, forschte Gerhard weiter. „Na ja“, meinte Roland, „warum hast du alle Zelte hinter dir abgebrochen, das wundert einen schon“, setzte jetzt Roland nach. „Ich bin geschieden und möchte neu anfangen“, gab Gerhard zur Antwort. Am nächsten Tag hatte sich die Tuschelei gelegt und man sprach offen mit dem Neuen. Von nun an gehörte er mit dazu.

Es ist nicht immer einfach, auf Fremde zuzugehen und sie direkt anzusprechen, wenn man der Meinung ist, sie hätten etwas gegen uns. Jesus fordert uns zu klaren Worten heraus. Auf eine klare Frage bekommen wir meist eine klare Antwort.

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