30.12.2023

 

Vertrauen

 

Das neue Jahr hat gerade seine Tore für uns geöffnet. Es liegt noch unberührt vor uns. Wie gut wäre es da, nähmen wir eine große Portion Vertrauen mit hinein, in dieses neue Jahr. Nicht immer ist dies einfach. Gerade das Vertrauen wird oft im Leben enttäuscht. Manches Mal hinterlässt solch eine Enttäuschung tiefe Wunden, ein anderes Mal nur Wut und Zorn. Und doch, wäre eine Welt ohne Vertrauen, eine traurige Welt.

Zu viel Vertrauen kann uns selbst aber auch Schaden zufügen. Manch einer unterschrieb eine Bürgschaft und landete damit selbst in der Schuldenfalle.

‚Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser‘, sagt ein altes Sprichwort. Doch ist es dann noch Vertrauen, wenn wir es zuvor kontrollieren müssen? Es ist oft schwer, die richtige Entscheidung zu treffen. Wir können mit zu wenig, oder gar keinem Vertrauen auch Menschen schwer vor den Kopf stoßen.

Fragen wir unser Herz. Denken wir an Erfahrungen, die wir mit unserem Gegenüber bereits machen konnten, aber entscheiden wir uns, wenn es geht, immer für den Weg des Vertrauens.

Gott vertraut uns auch. Er vertraut uns immer wieder, auch wenn wir ihn noch so oft enttäuscht haben. Es gibt Situationen, die wir uns selbst nicht verzeihen können. Gott verzeiht immer und er reicht uns stets aufs Neue die Hand, im festen Vertrauen. Nur Liebe macht Vertrauen möglich. Gott liebt uns, seine Kinder, ganz uneingeschränkt ohne jedes Wenn und Aber. Versuchen wir einen kleinen Teil, dieses großen Vertrauens, das uns entgegengebracht wird, an unsere Nächsten weiterzugeben. Es wäre ein guter Schritt ins neue Jahr.

8.7.2023

Morgendliche Stille


Wenn ich nicht direkt in einer Großstadt wohne, kann es mir ein Genuss sein, die morgendliche Stille zu genießen. Durch mein geöffnetes Fenster strömt klare, kühle Morgenluft in mein Zimmer. Ich habe gerade die Augen geöffnet und atme die mich umgebende Stille der Morgenstunde. Jetzt habe ich Zeit für ein Morgengebet. Kann mich noch ganz auf mich und meinen Gott konzentrieren. Welch selige Minuten! Kann ich so den Tag beginnen, bin ich gut gerüstet. Ausgeglichen und gut eingestimmt, kann ich in den neuen Tag starten, mit der Gewissheit, was auch kommt, ich gehe diesen Weg nicht allein.

In der Großstadt werde ich diese Ruhe nicht finden. Kaum sind die letzten Nachtschwärmer heimgekehrt, begeben sich auch schon die ersten Frühaufsteher auf den Weg zur Arbeit. Wirklich still ist keine Stunde der Nacht. So wünschte sich Uta nichts sehnlicher, als in völliger Abgeschiedenheit ihren Urlaub zu erleben. Sie suchte in den Anzeigen eine Berghütte, buchte telefonisch einen Termin und begab sich an nächsten Wochenende auf den Weg. Desto näher sie ihrem Ziel kam, umso mehr bewunderte sie die Bergwiesen und Felsen, die sich, trotz sommerlichen Temperaturen, schneebedeckt zum Himmel emporreckten.

In dem kleinen Bergdorf angekommen, holt sie sich den Schlüssel für die Hütte, im Fremdenverkehrsamt, ab und begab sich auf den Weg. Wie schön war doch dieser Aufstieg! Wie gut tat ihr, als Städterin, die klare Bergluft.

Nach zwei Stunden hatte sie ihr Ziel erreicht. Sie setzte sich vor die Hütte auf die Bank und packte ihren Rucksack aus, den sie zuvor im Dorfladen mit regionalen Produkten gefüllt hatte. Mit Appetit nahm sie ihre erste Mahlzeit ein. Sie dachte an ihre Kindheit und daran, wie sehr sie die Heidi Geschichten liebte. Entgegen ihrer Gewohnheit nahm sie ein Brötchen in die eine Hand und ein Stück Käse in die andere und konnte gar nicht genug bekommen von dem schmackhaften Mahl. Später schaute sie sich in der Hütte um und entdeckte, dass ihre Vermieter liebevoll für ihre Feriengäste vorgesorgt hatten. Kerzen standen auf dem Tisch. In der Küche lag ausreichend Brennholz neben dem Herd. Aber all die Bequemlichkeiten, an die ein Stadtmensch gewöhnt war, gab es hier nicht zu finden. Uta kam sich vor, als sei sie mindestens 100 Jahre zurückversetzt. War es das, was sie suchte?

Am frühen Morgen weckte sie froher Vogelgesang. Sie konnte es kaum glauben, sie hatte die ganze Nacht tief durchgeschlafen. So etwas kannte sie schon lange nicht mehr. Diesen ersten Morgen wollte die junge Frau mit dem Sonnenaufgang beginnen. Vor der Hütte nahm sie ihr Frühstück ein. Im Anschluss machte sie sich auf den Weg, um ihre Umgebung zu erkunden. Sie achtete auf jedes Geräusch und war immer aufs Neue begeistert, was es hier alles zu entdecken gab. In der Ferne sah sie eine Ricke, die ihren Weg kreuzte. Auf einer Lichtung spielten junge Füchse vor ihrem Bau. Konnte es wirklich möglich sein, war es kein Traum? Kurz bevor sie wieder ins Walddickicht eintauchte, entdeckte sie am Wegesrand eine Himbeerhecke. Die reifen Beeren luden zum Schmaus ein. Welch ein Genuss, nach dieser Wanderung! Als Uta am späten Nachmittag wieder bei ihrer Hütte ankam, nahm sie sich vor, sich künftig öfter einmal eine solche Auszeit zu gönnen. Ja, das war es, was sie gesucht hatte! Stille, Natur und zu sich selbst finden. Mit klarem Kopf und vielen Erlebnissen ging es nach den Urlaubswochen wieder nach Hause. Noch lange zehrte sie von dieser Zeit, wenn die Wellen der Hektik wieder einmal über ihr zusammenschlagen wollten.

Johannistag

 

Der Johannistag folgt auf dem Fuße dem Sommeranfang. So wird er auch, da er genau 6 Monate vor Weihnachten liegt, Sommerweihnacht genannt. Wenn dieser Tag auch heute noch auf dem Kalender abgedruckt ist, so ist der Ursprung dieses Tages doch weithin in Vergessenheit geraten. Seit dem 4. Jahrhundert wird der Johannistag feierlich begangen. In den Bergregionen der Alpen wird dieser Tag, ganz besonders die Nacht, auch heute noch mit Johannisfeuern, Musik und Tanz begangen. Am Sonntag nach dem 24. Juni, werden in den Kirchen Gottesdienste zum Gedenken Johannes des Täufers gehalten.

Doch wer war dieser Mensch? Er war ein entfernter Verwandter von Jesus und genau sechs Monate älter als Jesus. Elisabeth, eine bereits betagte Frau, Mutter des Johannes, traf bereits in der Schwangerschaft mit Maria, der Mutter Jesu zusammen. Beide Frauen trugen ungewöhnliche Schwangerschaften aus. Später taufte Johannes, Jesus im Jordan und wurde somit Zeuge, der Aussage Gottes, bei dieser Taufe: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Jedoch auch ohne diesen christlichen Hintergrund, gibt es viel Wissenswertes, dass den Johannistag umrankt. Kräuter wie das Johanniskraut sind vielseitig einsetzbar in der Medizin. Bauernregeln geben Richtlinien in der Landwirtschaft. Auch die Johanniskäfer, ebenfalls unter dem Begriff Glühwürmchen bekannt, erfreuen uns an lauen Sommerabenden mit ihrem Spiel. Die Johanniter, bekannt aus Seelsorge und Unfallhilfe, sind nach Johannes dem Täufer benannt. Viele Begriffe verbinden sich mit diesem Tag. Versuchen wir einmal sie zu ergründen.

Insektensterben

 

Immer wieder werden wir in den Medien aufgerufen, etwas gegen das Insektensterben zu unternehmen. Uns wird klar vor Augen geführt, wie wichtig Wildbienen und andere Insekten für unsere Umwelt sind. Was soll aus der Landwirtschaft werden, wenn es mit der Bestäubung der Blüten nicht mehr klappt? Was soll aus Wiesen und Wäldern werden? Bingo, die Umweltlotterie, startete 2019 ein Projekt „Rettet die Wildbienen“. Unzählige Samentüten mit Wildkräutern wurden verschenkt, um unsere Gärten und Balkone zum Blühen zu bringen für unsere Insekten. Auch mein Heimatort schloss sich einem ähnlichen Projekt an und brachte unsere Parkanlagen zum Blühen. Die Vielfalt an Blüten war eine Augenweide, für jeden der mit offenen Augen sehend durch unsere Natur geht. Versuchen wir, der Erde ein kleines Stück vom Garten Eden wiederzugeben.

 

Morgenstunde

 

Die Morgenstunde ist es, die ich liebe,

wenn sacht die Sonn erscheint am Firmament,

wenn auch die Vogelwelt erwachet,

und ihrem Schöpfer froh ein Danklied singt.

 

Die Morgenstunde ist es, die ich liebe,

wenn um mich her die Welt im Schlummer liegt,

wenn nur vereinzelt Schritte schon erklingen,

von Frühaufstehern, die zur Arbeit gehn.

 

Die Morgenstunde ist es, die ich liebe,

wenn noch der Nachtwind meine Haut berührt,

wenn ich ganz früh am Morgen durch die Straßen gehe,

und hier und da schon das Erwachen spür`.

 

Die Morgenstunde ist es, die ich liebe,

wenn ganz von fern ein Froschkonzert erklingt,

ich kann die klare Morgenluft genießen,

in meinen Haaren spielt der Morgenwind.

 

Die Morgenstunde ist es, die ich liebe,

ich sage meinem Schöpfer Lob und Dank,

dass er mich auch durch diese Nacht geführet,

ihm gilt mein ganzer Lobgesang.

Christina Telker

affen

April, April

 

„Siehst du, wie die Sonne lacht?“ Voll Freude ruft es Katja in den frühen Morgen, als sie die Augen aufschlägt. Ebenso erfreut folgt die Mutti dem Ruf Ihrer Kleinen und kommt an das Bett um Katja einen guten Morgen zu wünschen. „Was, machen wir heute?“ Die Kleine ist voller Ungeduld. Die letzten Tage waren trübe und man konnte kaum aus dem Haus gehen. Schon lange freut sie sich auf einen Ausflug in den Tierpark. Mutti ist jedoch skeptisch. „Wir haben April, der macht, was er will“, erinnert sie. „Du siehst doch wie schön das Wetter ist“, Quengelte Katja, die nicht mehr warten möchte auf den ersehnten Ausflug. Endlich gibt die Mutti nach. In der Zeit, in der Katja frühstückt, bereitet sie die Brote und den Tee vor und packt den Rucksack. Endlich geht es los.

Nach einer kurzen Fahrt mit der Straßenbahn erreichen die beiden den Tierpark. Am Eingang werden von den Papageien begrüßt, mit denen das Mädchen sich erst einmal ein wenig unterhält. Dann geht es weiter zu den Erdmännchen, die immer eine Menge Besucher anziehen. Die Sonne lacht vom Himmel und Katja jubelt und springt vor Freude von einem Gehege zum anderen. Als sie kurz vor dem Affengehege sind, wird es plötzlich finster. Mit Siebenmeilenstiefeln war eine dicke Regenwolke aufgezogen. Es beginnt zu tröpfeln und gerade noch zur rechten Zeit können sich die Beiden ins Affenhaus retten, bevor der Regen losgeht. Mit der Sonne ist auch Katjas schöne Stimmung geschwunden. Ihr ist kalt und sie mault, dass es gar nicht mehr so schön ist und dass sie nach Hause will. ‚So etwas habe ich erwartet‘, denkt sich die Mutter und versucht ihr Mädchen als der Regenguss vorüber ist noch ein wenig zu motivieren, aber Katjas gute Laune ist dahin.

Auf einmal ruft der Kuckuck und es klingt fast wie „April, April“. Jetzt muss die Kleine wieder lachen und sie denkt an Muttis Worte. Kurz bevor sie den Ausgang erreichen, hat sie es sich anders überlegt und fragt: „Gehen wir noch zu den Giraffen?“ Nun wird es doch noch ein schöner Tag, auch wenn der April seinem Namen alle Ehre macht und Sonnen und Regen im Wechsel schickt. (Christina Telker)

Garten der Poesie 0