Dezember

 

Ihr lieben Christen freut euch nun

 

Dieses Lied, dass uns auf die Geburt Jesu vorbereiten möchte, stammt von Erasmus Alber. Freude, Freude, über Freude, so singen unsere Jüngsten bei einem Kreisspiel. Eine große Freude ist es, die der Dichter in seinem Lied ausdrücken möchte. Freut euch, nur noch wenige Tage, dann feiern wir Heiligabend! Jesus, unser Retter und Erlöser ward geboren, damals in Bethlehem und hat für uns den Tod besiegt! Diese frohe Botschaft gilt nicht nur uns, sondern der ganzen Welt. Wo auch immer wir leben, wie auch immer unsere Hautfarbe und unser Aussehen sein mag. Wir alle sind Gottes geliebte Kinder, das ist es, was der Dichter in diesem Lied ausdrücken möchte. Einst hatte dies Lied einmal achtzehn Strophen, so groß war die Freude. Im heutigen Gesangbuch stehen nur fünf Verse. Erasmus Alber hatte mit dem Lied an die frohe Botschaft des Alten Testamentes, aus dem Buch Daniel angeknüpft. Er spricht die Sehnsucht der frühen Christen nach der Wiederkehr Jesu aus. Heute, nach zweitausend Jahren, sehen wir das anders und gehen wohl eher von dem Satz der Bibel aus, bei Gott sind tausend Jahre wie ein Tag. Wir haben uns abgewöhnt Jesu Wiederkehr auf das Jetzt und heute zu beziehen. Die ersten Christen erwarteten die Wiederkehr Jesu, täglich. Es könnte immer sein, davon ging man aus. In den letzten Versen des Liedes redet der Dichter von der Besiegung der finsteren Macht. Die durch Jesu Auferstehung für alle Zeiten ihre Macht über uns verloren hat.

November

 

Weißt du wie viel Sternlein stehen

 

Ist sie nicht wunderbar, unsere Schöpfung? Wilhelm Hey hielt diese Wunder in einem alten und stets beliebten Kinderlied fest. Bei den Abendandachten in meinem Elternhaus wurde dieses Lied oft gesungen. Ich liebte es und hatte bereits im Vorschulalter die zweite Strophe ein wenig umgedichtet, wo es heißt, wie viel Fischlein auch sich kühlen in der hellen Wasserflut? Gott der Herr rief sie mit Namen, dass sie all ins Leben kamen, dass sie nun so fröhlich sind. Ich war der Meinung, wenn Gott den Fischlein auch Namen gegeben hat, dann könnte man das auch benennen und sang in der letzten Zeile der Strophe, Dorsch und Hecht und Schlei und Aal. Meine Eltern ließen mich gewähren, weil es ihnen wohl gefiel.

Wilhelm Hey, ein großer Kinderfreund, dachte ganz bestimmt bei seinem Text daran, wie er Gottes wunderbare Schöpfung gerade den Kindern nahebringen könnte. So schließt er sein Lied, Weißt du, wie viel Kinder frühe stehn aus ihren Bettlein auf, dass sie ohne Sorg und Mühe fröhlich sind im Tageslauf? Gott im Himmel hat an allen seine Lust, sein Wohlgefallen, kennt auch dich und hat dich lieb. Alles, was voll sprudelnder Lebensfreude ist, liebt auch Gott und lobt ihn auf seine Art. Ob es den Fischlein im Wasser sind, die freudig Sprünge machen, wie wir es im Sommer an Teichen beobachten können, oder die Mücken, die Tänze im Sonnenlicht aufführen. Der Dichter und Pfarrer Wilhelm Hey lobt die Sorgfalt, die Gott bei seiner Schöpfung walten lässt. Bereits Paul Gerhard lobt die Sterne am Himmelszelt in seinem Abendlied, der Mond ist aufgegangen. Können wir nicht immer nur aufs Neue danken und loben, wenn wir die Natur betrachten. Alles ist wohlbedacht aufeinander abgestimmt. Jetzt liegt es an uns, die uns von Gott anvertraute Umwelt zu erhalten und unser Möglichstes dafür zu tun.

Oktober

 

Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit

 

Dieses, uns allen bekannte, Lob- und Danklied schrieb Matthäus Apelles von Löwenstern. Gemeinsam mit der Melodie, die ebenfalls von ihm stammt, jubelt dieses Lied sein den Lob Gottes förmlich in die Welt. Der Dichter geht in den ersten drei Versen darauf ein, wie sehr Gott die Welt liebt. Dem Texter ist wichtig, dass Gott allumfassend liebt und dabei keine Ausnahme macht. Dort, wo wir Menschen andere Maßstäbe ansetzen, liebt Gott bedingungslos. In Vers vier geht der Dichter auf die Ernte ein, so passt dieses Lied hervorragend zum Erntedank Sonntag, den wir im Oktober alljährlich feiern. Er gibet Speise reichlich und überall, nach Vaters Weise sättigt er allzumal, beginnt dieser Vers. Gott sorgt für Regen und Sonnenschein, damit die Ernte gedeihen kann. Herr, wir haben dir so viel zu danken und vergessen es doch immer wieder, so könnten wir diesen Lied Vers verstehen. Wir können zwar den Samen in die Erde bringen, könnten bei Trockenheit, das Land sprengen und somit für Regen sorgen, aber wir wären nie so mächtig, der Ernte den nötigen Sonnenschein zum Gedeihen zu spenden. Ohne Gottes Segen könnten wir nichts bewegen.

Himmlischer Vater, wir danken dir, dass du keinen Unterschied machst zwischen Völkern und Rassen. Jeder ist dir gleich viel wert und willkommen. Du liebst deine Schöpfung, ob Pflanze, Tier oder Mensch. Wir danken dir für deine Güte. Amen

 

September

 

Ich will dich lieben meine Stärke

 

Der Textdichter Johann Scheffler betrachtete durch sein Wissen die Welt von allen Seiten. Als studierter Arzt und Theologe warf er seinen Blick in alle Schichten des Lebens. Von Geburt an gehörte er zum polnischen Adel, so standen ihm alle Wege offen. War er in einem evangelischen Elternhaus aufgewachsen, so bekannte er sich später öffentlich zum katholischen Glauben, wodurch er für großes Aufsehen sorgte und von sich reden machte. Er stellte sich in die Reihen der Gegenreformation. Im Alter von 30 Jahren übernahm er das Ehrenamt des Hofarztes bei Kaiser Ferdinand III. In seinen letzten Jahren setzte er sich für die Armen und Kranken Breslaus ein. In späteren Jahren zog es ihn jedoch zurück zum evangelischen Glauben. Aus seiner Feder stammen einige Glaubenslieder, die sich klar zum Glauben an Jesus, seinen Herrn bekennen. So sagt dieses Lied im ersten Vers aus, dass Jesus seine Stärke war, auf den er sein Leben aufbaute. Dort, wo wir uns an Jesus halten können, ist unser Leben auf der sicheren Seite. In der zweiten Strophe spricht er von Jesus, dem Lamm Gottes, der unsere Sünden ans Kreuz trug, um uns zu erlösen. In Strophe drei kommt er auf seinen Glaubenswechsel zu sprechen. „Ach, dass ich dich so spät erkannte…“. Strophe vier spricht von der Verblendung, der wir alle ab und zu einmal erliegen. Jesus, du bist meine Sonne, so können wir es in der fünften Strophe lesen. Herr, ich bitte dich, führe du uns deinen Weg, so könnten wir Vers sechs interpretieren. Insgesamt ist dieses Lied, ein wunderbares Glaubensbekenntnis, von einem Mann der sich in den unterschiedlichen Gesellschaftsschichten bewegte und seinen Glauben im wahrsten Sinne des Wortes erkämpfte, indem er sich sein intensiv mit dem Glauben an Gott beschäftigte.

August 2023

 

Himmelsau licht und blau

 

Dieses Lied, das wir gerade in dieser Jahreszeit mit jeder Generation gerne singen, wird als Volkslied geführt und doch steht es in unserem kirchlichen Gesangbuch. Wir kennen den Dichter nicht und doch spricht es uns in Text und Melodie ganz aus dem Herzen. Wie schön hat doch Gott seine Welt erschaffen in allen Jahreszeiten. All das, was uns umgibt, wird in diesem Lied aufgezählt. Einfach und verständlich, so, dass selbst ein Kind im Vorschulalter in der Lage ist, es sofort mitzusingen, weil es ins Ohr geht. Lasset die Kindlein zu mir kommen, lesen wir in der Bibel oder Wenn ihr nicht werdet wie die Kindlein, werdet ihr nicht das Reich Gottes erlangen. Immer werden wir lesen, wie wichtig es ist, den Glauben nicht erforschen zu wollen, sondern ihn als Geschenk anzunehmen und ganz einfach dem Worte der Bibel zu glauben, so wie die Kinder. Erst, wenn das Kind größer wird, beginnt es die Aussagen der Eltern und Lehrer zu hinterfragen. Doch Gott möchte nicht, dass wir sein Wort hinterfragen, sondern ganz einfach glauben, dass er uns eine wunderschöne, farbenfrohe Welt zu Füssen legt. Den Sonnenschein am Tage, den Mondschein in der Nacht. Die Vögel, die uns ein Ständchen bringen, ebenso wie der klare Bach, der in den Bergen entspringt und uns ein Labsal ist an heißen Sommertagen. Der dunkle Wald, in seiner grünen Gestalt, wie es in Vers vier heißt, der uns Schutz vor der Sommerhitze schenkt. Das Sommerfeld, das uns die Möglichkeit gibt, im grünen Grase zu ruhen. Das tiefe Meer, mit all seiner Schönheit, dass wir nie ganz erforschen werden. Herr, deine Macht ist so groß wie der Himmel reicht und deine Wahrheit für und für. Gehen wir hinaus in die Natur, um Gottes Wunder mit allen Sinnen wahrzunehmen und erfreuen wir uns an dem, was uns umgibt. Helfen wir mit, diese Natur zu erhalten.

Juli

 

Sonne der Gerechtigkeit

 

Dieses Lied, für das gleich zwei Autoren verantwortlich sind, stammt aus dem 16. Jahrhundert. Johann Christian Nehring und Christian David. Vier Strophen des Liedes stammen von Christian Nehring, der in Halle wirkte und zwei Strophen von Christian David, der Gründer und Missionar der Herrnhuter Brüdergemeinde war. Pfarrer Otto Riethmüller, tätig in der bekennenden Kirche, stellte dies Lied 1930 noch einmal komplett zusammen, als Weckruf für die Kirche dieser Zeit. Angelehnt ist der Text an die Bibelstelle des Propheten Maleachi: Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln. Doch ganz gleich in welcher Zeit wir uns gerade befinden, die 2. Liedstrophe passt immer.

 Weck die tote Christenheit

aus dem Schlaf der Sicherheit,

dass sie deine Stimme hört,

sich zu deinem Worte kehrt.

Erbarm dich, Herr!

Denken wir nur an die vielen Kirchenaustritte in heutiger Zeit. Ist es nicht erschreckend, wie klein unser Häuflein der Gläubigen in den Gottesdiensten ist. Gerade in den Corona Zeiten schrumpfte unsere Anzahl noch mehr. Ja, Herr, schaue die Zertrennung an, möchten auch wir manches Mal ausrufen, wie der Dichter in Strophe drei! Wir sehnen uns nach Zeiten zurück, wo wir uns in größeren Kreisen trafen und einen harmonischen Zusammenhalt spürten, als Geschwister in Gottes Gemeinschaft. Nur, würden wir mit offenen Augen sehen, würden wir schnell erkennen, dass das Häuflein der Gläubigen immer klein war. Ob es bei den ersten Christen war oder heute. Ja selbst Paulus schrieb in seinem Briefen immer wieder, wie wichtig der Zusammenhalt in den Gemeinden ist. Wichtig ist, das Gottes Wort zu jeder Zeit aktuell ist und bleibt.

Juni

 

Herz an Herz vereint zusammen

 

Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen. Dieser Satz aus dem Hohen Lied der Liebe, zeigt, wie viel Bedeutung in der Bibel, der Liebe beigemessen wird. Gott kommt aus Liebe zu den Menschen. Er kommt in Jesus selbst zu uns auf die Erde. Wir Menschen dagegen kreuzigen ihn, kreuzigen seine Liebe. Wie furchtbar! Wir wissen, Jesus erlöste uns durch seine Auferstehung. Gottes Plan der Liebe lässt sich nicht von Menschen verstehen. Immer wieder treten Zweifel auf, anstatt unseren Glauben zu stärken

Unser himmlischer Vater wünscht sich, dass wir Menschen seine Liebe leben, in allem, was uns umgibt. Mögen wir das bedenken, wo es um den Natur- und Umweltschutz geht. Gottes Liebe lebt in der Liebe zum Nächsten, in der Liebe zu seiner Schöpfung. Sie lebt in der Liebe in unserer Familie. Wie oft wird das in der heutigen Zeit vergessen. Es zählen andere Werte. Besitz, Vorwärtskommen und Macht. Nichts ist noch so, wie vor fünfzig oder hundert Jahren. Unsere Gemeinden werden kleiner. Sie schrumpfen regelrecht. Gewiss ist es so, dass die Kirchen neue Gemeindezentren, Kindergärten und Schulen bauen, all das ist wichtig und wertvoll. Der Glaube aber, der bleibt auf der Strecke. Unsere kirchlichen Kreise werden stets kleiner und viele leben mit der Angst, diese Kreise werden über kurz oder lang einschlafen. Gott möchte uns an sein Herz drücken, uns seine Liebe gegenwärtig machen. Ich bin bei euch alle Tage, lesen wir bei Matthäus. Wünschen wir diese Nähe noch. Suchen wir noch nach einem Gott, der alle Tage bei uns ist? Neulich las ich auf einer Internetseite „Gottes Reich ist nahe“. Können wir uns das noch vorstellen? Die ersten Christen erwarteten Jesu Wiederkunft täglich. Können wir das auch?

Mai

Das sollt ihr Jesu Jünger nie vergessen

 

Diese Worte, die Johann Andreas Cramer in seinem Lied benutzt, sind heute ebenso treffend wie zu seinen Lebzeiten im 18. Jahrhundert. Nichts hat sich geändert. Das Miteinander leben, aufeinander zugehen und füreinander Dasein, ist doch mit das Wichtigste in unseren christlichen Gemeinden. Leider musste Paulus bei den ersten christlichen Gemeinden, wie auch Johann Andreas Cramer, die Christen ihrer Zeit darauf hinweisen. Ja selbst heute ist es wichtig, immer wieder daran zu erinnern, dass es Jesu Wunsch ist, dass gerade Christen friedlich und freundschaftlich miteinander umgehen, halt wie Brüder und Schwestern. Diese Friedensbotschaft brachten Christen unter Leitung von Pfarrer Kautz, der Gemeinde Brück, 2017 nach Weliki Nowgorod und einige Jahre später nach Jerusalem. Mit der Botschaft „Jesus ruft“, wie sie ihre Glocke beim Glockenguss nannten, riefen sie zu einem friedlichen Miteinander unter allen Völkern und Nationen auf. Jesu Botschaft trugen sie in die Welt und wurden, wo sie auch hinkamen, freundlich aufgenommen und bewirtet. Viele von uns verfolgten diese Reisegruppe über Fernsehen und Internet mit. „Jesus ruft“, diese Botschaft wollte der Dichter des o.g. Liedes unter die Menschen bringen. Ihr sollt diese Botschaft nie vergessen, rief er die Menschen seiner Zeit auf, so wie die Gruppe um Pfarrer Kautz es heute noch in die Welt trägt. Seine Berichte sich über YouTube abrufbar. Es ist beeindruckend, wie die „Titanen der Rennbahn“ immer mit großer Freude aufgenommen wurden, ganz gleich in welchem Land. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, war es die Zeltmission, die viel Zulauf hatte. Sie hatte sich zum Motto gesetzt, Jesu Botschaft unter die Menschen zu tragen. Immer wieder finden sich neue Menschen, die bereit sind, sich in Gottes Dienst rufen zu lassen. Folgen wir seinem Ruf.

April

 

Liebster Jesu wir sind hier

 

Dieses Lied von Tobias Clausnitzer, birgt für mich eine besonders liebe Kindheitserinnerung. Es gab keinen Sonntag, an dem der Gottesdienst nicht mit diesem Lied eröffnet wurde. Hier sind wir Herr, deine Kinder und möchten deinem Worte lauschen! Welch ein schöner Beginn für einen Gottesdienst. Nichts soll unsere Gedanken stören, wenn wir am Sonntag deinem Worte lauschen. So dachte auch der Dichter und wollte Gott aufmerksam machen, auf die Menschen, die sich versammelt hatten, um seinem Wort zu lauschen. Zur Feier des Westfälischen Friedens, ging es dem Dichter darum, den Menschen wieder Mut zu machen, indem er sie auf Gott hinwies. Gerade in bewegten Zeiten ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass Gott immer noch der Gleiche ist. Der, der die Welt schuf und bis heute erhält. Dort, wo wir uns vertrauensvoll an ihn wenden, ist er auch in unserer Mitte. Auch wir leben in bewegten Zeiten. Denken wir nur an Corona, was uns lange im Griff hatte und auch noch sehr lange bewegen wird. Dieses Wissen, Gott ist trotz allem Übel gerade auch in schweren Zeiten an unserer Seite, sollten wir nie aus den Augen verlieren. Dieses Lied ist den meisten von uns bekannt, wurde es doch, in einhundert Gesangbüchern veröffentlicht. Herr, du schenkst uns Wissen und Verstand, preist der Dichter im zweiten Vers. Das Vertrauen, das Tobias Clausnitzer auf Gott setzt, kann uns allen in schweren Zeiten helfen und in Guten, umso mehr zum Lobe Gottes treiben. Darum spricht dieses Lied im dritten Vers, von dem hellen Licht, das wir bei Gott finden. Bei ihm gibt es kein Dunkel, Gott ist das Licht und entzündet ein Licht in uns, das wir weitergeben sollen. In der Dreieinigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, sind wir stets geborgen. Herr, bleibe bei uns und bewahre uns.

März

 

All Morgen ist ganz frisch und neu

Jeder neue Morgen ist ein Geschenk. Wie schön ist es, am Morgen das Fenster zu öffnen, um die frische, klare Luft hineinzulassen. Welch ein Gefühl! Ganz gleich in welcher Verfassung ich mich gerade befinde, dieser Blick in den gerade beginnenden Morgen, öffnet mir das Herz. Bereits im 16. Jahrhundert fasste Johannes Zwick dies treffend in Worte. Man kann nur loben und danken für jeden neuen Morgen. Jetzt im Frühling sollte uns das besonders leicht über die Lippen kommen. Die Sonne steigt bereits wieder früher aus ihrem Bett, um uns zu begrüßen. Wer könnte da nicht anders, als in das Lied mit einzustimmen. Treib aus, o Licht, all Finsternis, behüt uns, Herr, vor Ärgernis. Wir warten doch schon sehnsüchtig, nach der Winters Dunkelheit, auf das neue Erwachen der Natur, auf die Sonne, die von nun an immer öfter unseren Tag erhellt. Aber nicht nur äußerlich warten wir auf das Licht am Morgen, nein wir warten auch auf das Licht, tief in unserer Seele, dass nur Gott selbst uns senden kann, ja der Dichter sieht Gott als seinen Morgenstern an, der die Finsternis vertreibt. Darum folgt auch gleich in diesem Lied die Bitte, dass der Tag doch gut verlaufen möge, ohne größere Probleme. Der Dichter ruft Gott an, aus einem festen Vertrauen zu seinem Schöpfer. Er legt sich ganz in seine Hände. Dort sind wir wahrhaft geborgen. Wir alle dürfen jeden Morgen neu unseren himmlischen Vater anrufen und ihm danken, dass er uns auch in dieser Nacht behütet hat.

Februar

 

So nimm denn meine Hände

 

Dieses großartige Lied aus dem 19. Jahrhundert von Julie Hausmann begleitete mich bereits in meiner Kindheit, wenn wir gemeinsam Abendandacht hielten. Es spricht von dem festen Urvertrauen zu Gott, dass die Autorin in diesem Lied in den Vordergrund stellt. Es gehört schon viel dazu, jemandem so fest zu vertrauen, dass ich mich von ihm durch mein Leben führen lasse. Mich ganz auf den anderen einlasse und ohne auf mein eigenes Wünschen und wollen zu achten. Die Autorin spricht in der 3. Strophe von Schmerz und Freude, beides legt sie unbesorgt in Gottes Vaterhände, um ihm die Führung zu überlassen. In den letzten Strophen redet die Textdichterin davon, dass sie Gott manches Mal nicht wahrnehmen kann und doch sich ganz ihm anvertraut, bis an ihr Ende, damit er sie in sein himmlisches Reich heimführen kann. Im Text von 1862 hat das Lied noch sechs Verse, in unseren heutigen Liederbüchern finden wir meist nur noch drei dieser Strophen. Trotzdem gehört dieses Lied zu den wenigen ökumenischen Liedern, das fast jedem Christen bekannt ist. Da die Autorin diesen Text das erste Mal sogar anonym von Gustav Knak veröffentlichen ließ, würde sie wohl staunen über die heutige Verbreitung ihres Werkes, der uns allen aus dem Herzen spricht.

Himmlischer Vater, wir danken dir, dass du unser Leben führst. Du kennst und begleitest uns vom ersten bis zum letzten Atemzug. Danke für deine Führung. Amen

Januar

Nun lasst uns gehn und treten

 

Wer mit einem Lied auf den Lippen den Tag beginnen kann, startet gutgelaunt in den neuen Morgen. Wie wohltuend für unsere Seele! Singen kann jeder, ob nun schön oder etwas quer, Gott macht da keinen Unterschied. Er freut sich über jedes Lied, das ihm zu Ehren zum Himmel aufsteigt. In oben genanntem Neujahrslied drückt Paul Gerhard alles aus, was unser Leben bewegt. Gottes Güte und Geleit sind uns in jedem neuen Jahr und jedem neuen Tag sicher. Mit einer festen Zuversicht, die nichts erschüttern kann, dankt der Dichter Gott. Er spricht in der 3. Strophe von Leid und Not, das der damalige, Dreißigjährige Krieg mit sich brachte, die aber auch heute noch weltweit aktuell sind. Er dankt Gott für seinen Schutz, selbst in diesen Zeiten der Not und des Elends. Er spricht von Gottes Liebe, die uns wie eine Mutter umsorgt und behütet. Nirgends sind wir allein, es gibt keinen Winkel auf der Welt, wo wir nicht in Gott geborgen sind. Der Dichter dankt Gott für seine Treue, die immer gegenwärtig ist. Durch unser Tun und Wirken können wir nichts, aber auch gar nichts bewirken, einzig Gottes Gnade kann uns retten, meint Paul Gerhard in Vers 7. Wie wichtig für unser Leben Gottes Gegenwart für uns ist, davon spricht der Dichter im 8. Vers. Um Gottes Segen bittet der Dichter im 11. Vers und um Gottes Heiligen Geist, der uns nie verlassen möge. In diesem Gottvertrauen, wie es das Lied uns lehrt, können wir getrost in jeden neuen Morgen gehen.

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