Als in der letzten Nacht der Mond ins Fenster sah, dachte Jenny an ihren kleinen Freund, der jetzt im Wald frieren musste. Wie gut habe ich es doch in meinem warmen Bett, dachte das Mädchen bevor es wieder einschlief. An diesem Morgen wurde Jenny erst wach, als die Sonne bereits durchs Fenster schien. „Du hast heute aber gut geschlafen ", begrüßte sie die Mutter am Morgen. „Ich muss den Vögeln Futter bringen", antwortete Jenny und sprang aus dem Bett. „Erst musst du selbst einmal frühstücken", lächelte die Mutter und half ihrer Kleinen beim Anziehen. In der Küche warteten bereits heißer Kakao und Honigbrötchen. Jenny freute sich jeden Morgen auf ihr Frühstück. Heute beeilte sie sich jedoch doppelt. Dann rannte sie schnell ins Freie, um ihre gefiederten Freunde zu versorgen. Auf dem Apfelbaum sah sie bereits 'Kehlchen' ,das auf sie wartete. „Guten Morgen", begrüßte Jenny das Rotkehlchen. „Ich bin schon gespannt auf deine Geschichte.“ „Guten Morgen, Jenny", erwiderte der Vogel. „Heute möchte ich dir vom Kleiber erzählen. Er ist dir bestimmt schon aufgefallen an deinem Futterhaus. Wenn er angeflogen kommt, sind alle anderen Vögel sofort verschwunden. Er ist nicht wirklich böse. Durch seine herbe Art und seine forsche Stimme ängstigt er die anderen Vögel jedoch. Er kommt, schnappt sich ein paar Körner oder Nüsse und ist auch gleich wieder fort. Ein Kleiber kommt auch selten alleine. Er ist stets mit seiner Frau unterwegs. Die beiden verbringen ein ganzes Vogelleben gemeinsam. Sie richten sich bereits im frühen Herbst eine Wohnung ein, die sie als Zweitbezug übernehmen. Sie suchen sich eine verlassene Spechthöhle oder eine Baumhöhle. Herr Specht sorgt für die Fassade des Hauses und seine Frau für die Einrichtung. Sie wollen es ja schließlich gemütlich haben und ungestört bleiben. Ja, wie bei euch Menschen, ist es auch in der Vogelwelt, ein jeder hat seine speziellen Eigenschaften. Aber jetzt wird es Zeit, dass ich schaue, was es Neues im Walde gibt. Bis Morgen, kleine Jenny", zwitscherte 'Kehlchen ' und flog davon. Noch ganz in Gedanken lief Jenny zum Haus zurück. „Man könnte denken, du unterhältst dich mit den Vögeln", begrüßte die Mutter ihr Mädchen, als sie ins Zimmer trat. Auf Jennys Gesicht erschien ein Lächeln.
