Jeden Tag senkte sich die Abschiedsstimmung mehr auf Jennys Gemüt.  Jetzt, wo andere Kinder kaum noch den Weihnachtstag und ihre Geschenke erwarten konnte, trauerte Jenny um den Weihnachtsvogel, den sie zwar noch sehen würde, in der Winterzeit, im Frühling und im Sommer, sich jedoch nie mehr mit ihm unterhalten konnte. Was würde er ihr wohl heute erzählen, überlegte sie, als sie sich ihren Mantel anzog. Jetzt brauchte man schon die Handschuhe, wenn man ins Freie ging. Kaum hatte das Mädchen die Haustür geöffnet, vernahm sie bereits den fröhlichen Gesang ihres gefiederten Freundes. „Guten Morgen, Jenny“, begrüßte der kleine Vogel sie voller Freude. „Heute habe ich dir eine Geschichte von den Rehen mitgebracht. Bambi kennt und liebt ihr ja alle, aber wer sieht schon mal ein Reh beim Waldspaziergang? Rehe sind scheue Tiere, die nicht in Menschennähe kommen. Im Winter schützen sie sich durch ein wärmeres Fell, das ihnen während des Herbstes gewachsen ist. Das ist wie bei deinem Barry, der sich auch ein Winterfell zulegt. Mit Futter sieht es da schon schlechter aus. Darum haben die Rehe die Angewohnheit im Schnee nach Moosen, oder Farnen zu scharren, die ihnen als Nahrung dienen. Durch ihr scharren, legen sie den Waldboden an diesen Stellen frei. So können die Samen, die im Herbst von den Bäumen fielen, besser in den Erdboden eindringen und im Frühjahr zu neuem Leben erwachen.“ Staunend steht Jenny da und hört aufmerksam zu, was der Weihnachtsvogel ihr erzählt. „Rehe fressen gerne Eichel, junge Triebe an den Bäumen, wie auch Beeren, die oft im Winter noch an den Sträuchern hängen“, setzte ‚Kehlchen‘ seine Erzählung fort. Bei einem Spaziergang mit dem Förster, kann man auch manchmal ein Reh beobachten, denn nur er weiß ganz genau, wo sie sich aufhalten.“ „Vielen Dank liebes Rotkehlchen für die Geschichte. Ich freue mich schon auf morgen“, bedankte sich Jenny zum Abschied und sah ihrem gefiederten Freund noch lange nach, bis er im Dickicht des Waldes verschwunden war. Gedanken versunken ging sie ins Haus und versuchte ein Reh und einen Hirsch zu malen.