Am frühen Morgen, als Jenny erwachte, vernahm sie bereits den zarten Gesang ihres gefiederten Freundes. Das spornte sie an schnell aus dem Bett zu steigen, sich warm anzuziehen und ins Freie zu laufen.“ Jenny, hast du nicht etwas vergessen!“, rief ihr die Mutter hinterher. „Ich komme gleich wieder!“, hallte die Antwort des Mädchens zurück. Sie wusste ganz genau, dass die Mutter es gar nicht mochten, wenn man ohne Frühstück davon lief. Jenny lief schnell zum Waldrand, von wo sie den Gesang vernommen hatte. „Guten Morgen!“, rief sie in den Wald. Und schon bald kam die Antwort: „Hier bin ich, Jenny! Ich bin gleich bei dir.“ Das Mädchen vernahm einen leisen Flügelschlag und spürte wie ‚Kehlchen‘ sich auf ihrer Schulter niederließ. „Weißt du was heute für ein Tag ist?“, erkundigte sich der Weihnachtsvogel. Jenny überlegte einen Moment, dann antwortete sie etwas verwundert über die Frage: „Dienstag.“ „Das kann schon sein, in euren Wochentagen kenne ich mich nicht so aus. Ich meine etwas anderes. Heute ist der Gedenktag der Hl. Barbara. Sie war eine ganz besondere Frau. Sie lebte vor vielen hundert Jahren und wurde wegen ihres Glaubens hingerichtet.“ „Wie gruselig“, schüttelte sich Jenny, „Aber jetzt fällt es mir wieder ein, an diesem Tag holt Mutti immer Kirschzweige aus dem Garten, damit sie zu Weihnachten blühen. Bis jetzt hat es immer geklappt.“ „Genau, das ist ein Brauch der Menschen, zur Erinnerung an diese Frau. Sie liebte Mensch und Tier. Ganz besonders den Gesang der Vögel. Alles sind Gottes Geschöpfe, sagte sie immer wieder und achtete darauf, dass keinem Tier ein Leid geschah, das sie hätte verhindern können.“ „Danke, mein Freund, dass du mich an diesen besonderen Tag in der Adventszeit erinnert hast. Jetzt muss ich aber rein, Mutti wartet mit dem Frühstück.“ Schnell verabschiedeten sich beide und Jenny streute noch den Inhalt ihrer Tüte ins Futterhaus, wo die anderen Vögel schon auf ihren Morgenschmaus warteten.