Anemonen

 

Wie schön ist doch die Frühlingszeit. Es blüht an allen Ecken. Wo man auch hinsieht. Die Farbenpracht ist kaum zu übertreffen. Eins löst das andere ab. Schneeglöckchen und Krokusse, haben sich längst zurückgezogen, sogar die Blausternchen sind bereits müde geworden. In den letzten Jahren habe ich gerne Blumen gepflückt, gepresst und als Grußkarten verschenkt. Das geht leider nicht mehr. Es ist nicht mehr so einfach sich zu bücken. Da kommt eine WhatsApps von meiner Tochter, sie schickt mir ein Bild mit Anemonen. „Wie lange habe ich keine mehr gesehen“, steht unter dem Bild. Dieses Bild weckt Erinnerungen. Meine Tochter hat den Erlengrund längst nicht mehr kennengelernt, weil unsere Familie in einer anderen Gegend wohnte, als ich in meiner Kindheit und doch liebt sie diese weißen Frühlingsblüher ebenso wie ich. Mich erinnern sie an den Erlengrund, so hieß ein kleines, sumpfigen Stück Wald in der Nähe unseres Hauses. Wie ein weißer Teppich lag im Frühling der Erlengrund vor uns Kindern ausgebreitet. Wenn auch die Mutter warnte, weil der Boden sehr morastig war, so brachte ich ihr doch immer wieder ein Sträußchen Anemonen vom Spiel mit nach Hause. Meine Mutter hatte ganz kleine Blumenvasen, in denen diese Blumen immer einen Platz auf dem Tisch bekamen. Wie ein Elfenhain sah dieser Erlengrund im Frühling aus. Wie gut, dass in unserer Erinnerung die Bilder nie verloren gehen oder verwittern wie in einen Album.

Frühlingszeit

 

Wie schön ist es doch, wenn der Frühling einzieht. Immer wiederkehrend in jedem Jahr und doch immer neu. Wie dankbar sind wir für unsere schönen Parks und Grünanlagen. Auch wenn es meist die gleichen Wege sind, die wir gehen, so ist doch kein Tag ohne neue Entdeckungen. Dort sind gerade sie Blausternchen erblüht. Die alte, dicke Kastanie treibt auch schon ihre Blätter aus und schon hat ein Vogel den Baum als Nistplatz auserkoren. In ein kleines Astloch fliegt er unermüdlich ein und aus. Meine Gedanken wandern zurück in die Kindheit. Auch damals stand nicht weit von unserm Haus eine alte Kastanie. Wir waren im Vorschulalter und hatten uns eine Bude gebaut. Eine Obstkiste war unser Tisch. Kastanienblätter unser Mittag. Es gab Fisch. Und wir zogen mit den Fingern, die weichen Blattteile aus den großen Blättern. Hatten wir „aufgegessen“ sah das Kastanienblatt aus wie eine Fischgräte. Was ist wohl aus der alten Kastanie geworden? Ob sie noch steht? Und was mag aus meinem damaligen Spielfreund geworden sein? 70 Jahre liegen dazwischen. Die Zeit hat mich eingeholt und wir erfreuen uns am Gesang der Vögel und darüber, dass unser Park so viele Bänke hat, die uns immer wieder eine Rast ermöglichen.

Gedanken zu Ostern

 

Kaum schmilzt der letzte Schnee auf den Hängen oder in Tal sehnt sich der Mensch nach Frühling. Doch nicht nur der Mensch, auch in der Natur spürt man das neue Erwachen – die Auferstehung. Das graue Erdreich, das öde und trist schien, erwacht zu neuem Leben. Überall sprießt und grünt es. Die ersten Weidenkätzchen, von den Bienen begrüßt, bestaunen wir, ebenso wie das erste Schneeglöckchen, dass sich, durch den noch teils gefrorenen Boden, der Sonne entgegenstreckt, wie ein Wunder. Und es ist ein Wunder. Ein Wunder aus Gottes vielfältiger Schöpfung. Das Weizenkorn, das tot in der Erde lag erwacht, wächst zum Halm, zur Ähre und spendet uns Nahrung. Gottes Schöpfung ist über Millionen Jahre ein Wunder und wird es immer bleiben. Kein Forscher, kein Wissenschaftler wird je bezweifeln, dass aus einem kleinen Senfkorn, in die Erde gelegt, ein mächtiger Baum wachsen kann. Warum zweifeln wir dann nach über zweitausend Jahren immer noch an Jesu Lebensweg. Von der Krippe in Bethlehem, bis zur Auferstehung am Ostermorgen? Wir trauen Gott zu, die Erde in ihrer wunderbaren Vielfalt erschaffen zu haben. Und doch kommen wir nicht ohne Zweifel aus. Wie kleingläubig sind wir Menschen doch. Nutzen auch wir die österliche Auferstehung, um unsere Zweifel abzulegen und wie Phönix aus der Asche uns zum Glauben empor zu schwingen.  (Christina Telker)

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