In dieser Nacht konnte Jenny kaum schlafen. Am Abend hatte sie ihre Stiefel geputzt und vor ihre Zimmertür gestellt. Als sie morgens erwachte, lief sie sofort zur Tür, um zu sehen, ob der Nikolaus auch bei ihr gewesen sei. Voller Freude nahm sie ihren gefüllten Stiefel und ging damit noch einmal ins Bett, da es recht kalt war im Zimmer.
Viele schöne Dinge kamen beim Auspacken des Stiefels zum Vorschein. Am meisten freute sich das Mädchen über das kleine Buch von Bischof Nikolaus. So manche Geschichte hatte sie schon im Kindergarten von dem Heiligen gehört. Wie hilfreich er den Menschen zur Seite gestanden hatte. Doch das Buch musste warten, es wurde Zeit ihre gefiederten Freunde zu füttern und ‚Kehlchen‘ zu begrüßen. Schnell zog sie sich an und ging mit der Futtertüte zum Futterhaus. Auf einem Ast des Apfelbaumen wartete ihr kleiner Freund auf sie. „Guten Morgen, Jenny“, begrüßte er das Mädchen. „Heute ist ein besonderer Tag, ihr Menschen feiert den Todestag vom Heiligen Nikolaus. Ihm zur Erinnerung findet ihr am Morgen es 6. Dezembers eine kleine Überraschung in euren Schuhen. Bischof Nikolaus half vielen Menschen, zu seinen Lebzeiten. Einmal sorgte er sogar dafür, dass die Tauben, die ebenso lange gehungert hatten wie die Menschen, etwas zu fressen bekam. Das war in Myra, als die Menschen nicht mehr zu essen hatten, weil die Menschen den Inhalt der Getreideschiffe, nicht bezahlen konnten und die Schiffe darum ihre Ware nicht freigaben. Der Heilige sorgte dafür das die Bezahlung des Getreides gesichert war. Beim Entladen der Schiffe, fielen so viele Körner daneben, dass auch die Vögel, sich satt fressen konnten.“ „Oh, wie schön, das war für die Menschen und Vögel bestimmt ebenso schön, wie für mich der Inhalt meines Stiefels!“, jubelte Jenny. „Das war noch viel schöner und wertvoller, als alle Geschenke zusammen, die du zu Weihnachten bekommst. Denn nichts ist so schlimm wie Hunger, sagte ‚Kehlchen‘. „So nun wird es aber Zeit, dass ich mich verabschiede, wir sehen uns morgen wieder“, zwitscherte der Weihnachtsvogel und flog fort in den nahegelegenen Wald. In Gedanken versunken stand Jenny noch ein Weilchen da, bevor sie wieder ins Haus ging.
