In meiner Jugend kam einmal im Jahr der Zirkus in unsere Stadt. Welch ein Erlebnis! Undenkbar, dieses Gastspiel zu verpassen! Ich wünschte mir, einmal in der Loge zu sitzen, einmal die Tiere, die Artisten und vor allem den Clown hautnah zu erleben. Leider reichte das Geld dafür nicht. Als Kind genoss ich die Vorstellung, ohne mir Gedanken über die Hintergründe dieser Menschen zu machen. Ein paar Stunden abschalten und in eine andere Welt eintauchen.

Erst als Erwachsener wurde mir klar, dass auch der Clown nur ein Mensch ist. Ein Mensch, der sein Leben hinter der Maske verbirgt. Ganz gleich wie ihm zumute ist, er lacht und scherzt und bringt das Publikum zum Lachen. Wie es hinter der Maske aussieht, erfährt keiner. Wie erschrocken oder enttäuscht wären wir wohl manches Mal.

Leben wir nicht auch oftmals hinter einer Maske? Lassen uns nicht anmerken, wie es wirklich um uns steht. Immer lächeln, eine schwere, oft unmögliche Aufgabe und doch wird sie nur allzu oft von uns verlangt. Im Beruf fragt man nicht danach, wie es uns geht, mit welchen Sorgen und Problemen wir uns herumschlagen müssen. Man erwartet uns freundlich lächelnd, ganz besonders, wenn wir in unserem Beruf mit Menschen zu tun haben. Einmal die Maske ablegen und ganz einfach nur Mensch sein.

Einen gibt es, vor dem wir keine Maske tragen können, weil er uns direkt ins Herz sieht. Gott können wir nichts vormachen, er sieht, wie wir uns fühlen, sieht, wie es uns geht. Warum legen wir dann nicht gleich die Karten offen auf den Tisch? Warum nutzen wir nicht die Möglichkeit, alles, was uns drückt und bewegt, vor ihm auszubreiten. Er ist ein guter Zuhörer. (Christina Telker)

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