12.08.2023

Zu Gast beim Turmbläser

 

Ein Turmbläser ist eine Person des öffentlichen Lebens. Auf Wunsch darf ein Besucher auch mal einen Blick in die privaten Gemächer werfen. Es gehört schon recht viel dazu, sich stets öffentlich zu präsentieren. Jeden Mittag, ertönt ein Lied, mit der Trompete geblasen, von unserem Turm.  So manch einer fragt sich, bei diesen Klängen, wie lebt eigentlich ein Turmbläser? Allein die täglichen Einkäufe auf der Wendeltreppe zum Turmstübchen hinaufzutragen, bei den vielen Stufen, ist nicht immer ein Kinderspiel. Manch einer staunt, welch ein normales Leben ein Turmbläser mit seiner Familie führt. Beschenkt wird er dafür mit dem täglichen Blick vom Turm über die Stadt, der kaum einem von uns, in dieser Vielfalt, möglich ist. Diesen Ausblick zu allen Jahreszeiten zu erleben, ist ein Geschenk.

Obacht geben muss so ein Türmer jedoch noch mehr als wir, die wir mit beiden Beinen auf der Erde stehen. Im Laufe der Jahrhunderte brannte so manch ein Turm ab, sei es durch Blitzschlag oder Unachtsamkeit. Für den Türmer hatte dies verheerende Folgen. In früheren Zeiten hatte der Türmer die Aufgabe, die Stadt zu bewachen, indem er Ausschau hielt nach allem, was sich den Toren der Stadt näherte. Heute übt der Turmbläser einen Beruf aus und versieht sein Türmeramt meist ehrenamtlich. Ein besonderer Höhepunkt ist es für uns, Mittag um Zwölf einen Choral vom Turm erklingen zu hören.

5.8.2023

Halbherzig oder das halbe Herz

 

Wer von uns handelt immer von ganzem Herzen? Vermutlich haben wir alle schon einmal nur so getan, als ob uns alles recht ist und nur des lieben Friedens willen zugestimmt. Nicht immer entspricht unser Handeln wirklich, dem, was wir denken und empfinden. Menschen können wir schnell etwas vormachen, bei Gott ist das anders. Einen jeglichen dünkt sein Weg recht; aber der HERR prüft die Herzen, heißt es in den Sprüchen Salomos. Nur gut, dass uns die Menschen nicht ins Herz sehen können, wie enttäuscht wären sie dann manches Mal von uns. Doch wie fühle ich mich selbst dabei? Kann ich nicht ganz anders empfinden und viel mehr Freude an einer Sache haben, wenn ich mit ganzem Herzen dahinterstehe? Ganz gleich, ob im Beruf oder im Privaten, alles, was von Herzen kommt, geht mir viel leichter von der Hand. Wie müsste ich mich bei der gleichen Angelegenheit mühen, wenn mein Herz in eine andere Richtung zieht? Ein fröhliches, offenes Lachen würde mir schwerfallen. Mit einem Lied auf den Lippen bin ich ein ganz anderer Mensch. Mit Halbherzigkeit betrüge ich nicht nur mein Gegenüber, nein, ich schade auch meiner eigenen Gesundheit. All das, wo ich begeistert dahinterstehe, verschönt mir den Tag. Gott steht mit ganzem Herzen zu uns, nehmen wir ihn zum Vorbild.

Die Schwelle zum Leben

 

Nach neun Monaten Schwangerschaft betritt ein kleiner Mensch unsere Welt. Aus der Geborgenheit des Mutterleibes kommt er in unser raues Dasein.  Gewiss, er wird in den meisten Fällen mit Liebe empfangen und mit Liebe umgeben. Nur gut! Seinen Lebensweg muss jedoch ein jeder von uns eines Tages alleine gehen, auch dann, wenn er die besten Berater in Form seiner Familie und seiner Freunde zu Seite hat.

Aus diesem Grunde sind sich viele Eltern einig, ihr Kind im Laufe des ersten Lebensjahres durch die Taufe in Gottes Hände zu legen. Auf diese Weise hat ein Mensch nicht nur, den besten Fürsprecher, den es gibt, Gott selbst, nein, ein Täufling hat auch Paten, die die Eltern unterstützen und dem jungen Menschen dabei helfen, den rechten Weg zu finden. Wer diese Schwelle zum Glauben einmal in der Taufe überschritten hat, steht ein Leben lang unter Gottes Schutz.

Nicht jeder von uns wird jedoch als Kind über das Taufbecken gehalten. So manch einer findet den Weg zum Glauben erst als Erwachsener, durch die Worte eines Freundes oder durch eigenes Erleben. Gott hält die ganze Welt in seiner Hand, heißt es in einem Kinderlied. Wenn wir darauf vertrauen, wissen wir, ganz gleich in welcher Lebensphase wir uns für unseren himmlischen Vater entscheiden. Er wird uns stets mit offenen Armen empfangen.

15.7.2023

 

Klein und groß

 

Größenunterschiede begleiten uns ein Leben lang. Nicht immer können wir sie in Zentimetern messen, wie in unserer Kindheit, wenn wir uns an das Maßband unserer Kinderzimmertür stellten, um zu sehen, ob wir wieder ein wenig gewachsen waren. Oft sind im späteren Leben die Unterschiede ganz anders spürbar, indem sie sich im gesellschaftlichen Leben und im Berufsleben äußern. Wir kommen uns klein vor, weil wir nicht mitreden können oder, weil man uns erst gar nicht mitreden lässt. Doch vor Gott sind alle Menschen gleich. Er sieht einen jeden mit den Augen der Liebe an und macht keine Unterschiede. Nicht jeder wird mit einem goldenen Löffel geboren, aber jeder von uns ist Gottes geliebtes Kind. Versuchen wir Barrikaden untereinander einzureißen und mit den Menschen, die uns umgeben, auf gleicher Ebene zu reden. Ein Größenunterschied ist immer in Zentimetern messbar, aber er sollte nie untereinander messbar sein. Als Christen sind wir alle Geschwister im Glauben und alle gleich in einer großen Familie Gottes.

Prinzessin Tausendschön

 

Einstmals, als die Natur noch ungestört war, Elfen und Feen sich noch frei im Walde bewegten, feierten sie in jedem Jahr ihr Frühlingsfest.

Die ersten, zarten Blümlein legten ihr Festkleid an. Käfer und Falter bereiteten das Fest vor, das in jedem Jahr in der Nacht vor Ostern stattfand. Zu diesem Fest erschien in ihrem schönsten Kleid auch die Prinzessin Tausendschön, die schönste der Elfen. In ihrem zart weißen Kleid und ihrer winzig, rötlichen Krone, war sie die Begehrteste bei den Elfenjungen. Jeder wünschte sich, in dieser Nacht, sich nur einmal mit ihr im Tanze zu drehen.

Jedoch in diesem Jahr sollte es anders kommen. Als das Fest seinen Höhepunkt erreichte, erschien eine Fee auf dem Festplatz, die zuvor nie einer der Gäste gesehen hatte. Freundlich wurde sie begrüßt und nach ihrem Namen gefragt. „Ich komme aus dem benachbarten Tannenwald und heiße Viola“, gab die Fremde bekannt. Ein Raunen ging durch die Menge: „Hast du schon mal von Viola gehört?“, fragte man sich untereinander. „Von welchem Tannenwald spricht sie?“, flüsterte man sich zu, doch keiner kannte die Antwort. Viola sah zauberhaft aus in ihrem zart lila Spitzengewand, nur ihr Gesicht konnte man nicht erkennen, da sie dies mit einem Schleier verborgen hielt.

Als kurz nach Mitternacht der Mond für kurze Zeit von einer Wolke verdeckt wurde, ließ ein boshaftes Kichern die Gäste des Frühlingsfestes erzittern. „Das war dein letztes Fest, Prinzessin Tausendschön“, dröhnte eine schrille Stimme. Als sich wenig später die kleinen Gäste im Mondlicht umsahen, nach dem die Wolken sich wieder verzogen hatten, suchten sie nach Viola und Prinzessin Tausendschön umsonst. Beide waren verschwunden. Auf der Wiese gab es seit dieser Nacht eine neue Blume, man nannte sie Tausendschön.

Nörgeln ist kein Weg

 

Gibt es eigentlich noch etwas, mit dem wir zufrieden sind? Von früh bis spät haben wir an irgendetwas herumzunörgeln. Wie wäre es, wenn wir gegen das, was uns aufregt, etwas unternehmen würden und uns einbringen würden in Gruppen und Vereine, um etwas zu ändern? Dabei sein und mitgestalten ist gefragt. Dies kann man sehr gut in Bürgersprechstunden.

Auch in unserer Kirchengemeinde ist Offenheit gefragt, auch hier können wir mithelfen und etwas bewegen. Der Satz: „Ich kann ja doch nichts tun“, bringt keinen von uns weiter. Dies hilft uns nicht, in der Kirche und in der Politik, hilft es eben sowenig. Ändern wir unseren Blickwinkel vom Pessimismus zum Optimismus und versuchen wir es mit positiver Einmischung. Jesus erwartet von uns, dass wir dabei sind, wo es etwas zu ändern gilt, um mit anzupacken. Auch er versuchte Missstände zu verändern, denken wir nur an die Austreibung der Wechsler aus dem Tempel. Jesus war dabei, er mischte sich ein, meldete sich zu Wort!

Eine Bitte

 

Eine Bitte auszusprechen, wird uns oft sehr schwer. Vielleicht liegt es daran, dass wir das Bitten nicht mehr lernen. In meinen ersten Jahren als Kindergärtnerin, gab es eine kleine Geschichte, über das Wort ‚Bitte‘. Dieser Text verdeutlichte auf kindliche Weise, wie wertvoll die Worte ‚Bitte‘ und ‚Danke‘ in unserem Leben sind. Heute meinen wir, wenn der andere nicht von sich aus erkennt, was wir uns wünschen, dann braucht er es auch gar nicht zu geben. Die Bitte ist aus der Mode gekommen. Können wir uns doch jeden Wunsch selbst erfüllen.

Auch in der Bibel sagt Jesus: „Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich euch geben.“ Warum noch bitten, wenn wir uns selbst alles erfüllen können? Etwas zu erbitten, erzeugt ein Abhängigkeitsverhältnis. Das ist heute unter unserer Würde. ‚Nur gut, dass wir diese Zeiten hinter uns gelassen haben‘, ist heute die allgemeine Meinung. Aber hat eine gewisse Abhängigkeit nicht auch mit Liebe zu tun? Kann sie nicht auch ein Geben und Nehmen sein. Ich denke da an die Symbiose zwischen Kindern und Eltern oder bei Ehepaaren.

Ja selbst im Supermarkt, an der Kasse, hört es sich ganz anders an, wenn ich den Kunden vor mir frage: „Würden sie mich bitte vorlassen, mein Zug fährt in wenigen Minuten?“, anstatt wütend zu drängeln und darüber zu schimpfen, dass ich wieder einmal meine Bahn nicht bekomme. Vermutlich würde, bei der ersten Variante, mein Vordermann sofort Platz machen. Warum sind wir uns heute zu schade, um etwas zu bitten? Ist es nicht ein Akt der Höflichkeit und Freundlichkeit, dem anderen gegenüber.

„Was ihr bitten werdet, in meinem Namen, das werde ich euch geben.“ Nehmen wir uns Jesu Worte als Beispiel und versuchen wir die ‚Bitte‘ neu zu beleben. Manch Lächeln wird es uns danken.

 

Bitten zum Tage

 

Oh Vater, schenk mir Freude,

für diesen neuen Tag,

dass ich das Licht der Sonne,

als dein Werk loben mag.

 

Oh Vater, schenk mir Freunde,

ein Ohr, das mich auch hört,

ein Mund, der mit mir redet,

ein Mensch, der mich versteht.

 

Oh Vater, schenk mir Liebe,

die ich an jedem Tag,

an alle Lebewesen,

auch weitergeben mag.

 

Oh, schenke mir Gesundheit,

die Kraft, dein Werk zu tun,

damit im Werk zum Nächsten,

ich brauche nicht zu ruhn.

 

Ich dank dir, Herr am Morgen,

ich dank dir, Herr zur Nacht,

dass du mein Leben leitest,

 

Der Jungbrunnen

 

In manchen Märchenfilmen ist die Rede von Jungbrunnen. Wie durch eine Zeitschleuse gelangen wir ins Reich der Jugend und bleiben immer jung. Auch die Musik nahm sich so manches Mal dieses Themas an. ‚Ach ja!‘, denken wir dann, ‚das wäre schön! Ach könnte ich doch auch noch einmal jung sein, um mein Leben noch einmal zu leben‘, was bleibt, ist die Illusion.

Sicher, bekämen wir unser Leben noch einmal geschenkt, würden wir vieles anders machen. Alles was schieflief, würden wir vermeiden, sicher ist jedoch, auch in unserem zweiten Leben, würden wir nicht alles richtigmachen.

Die ewige Jugend ist es das wirklich? Die Zeit hat sich weitergedreht, die schönen Erinnerungen, die uns das Leben brachte, könnten wir ebenfalls nicht wiederholen, denn vieles hat sich in diesen Jahrzehnten verändert und nicht nur im persönlichen Bereich. Wäre es wirklich so erstrebenswert, immer jung zu sein? Möchten wir immer nur auf der Stelle treten und die schönen Momente, die wir in unseren anderen Lebensphasen geschenkt bekamen, jemals missen? Jedes Alter hat seine eigene Schönheit. Jedes Jahrzehnt, das wir durchleben, hinterlässt seine eigenen Erinnerungen in unserem Herzen.

Jeder von uns würde sein Leben gerne verlängern, wenn er könnte. Es ist jedoch gut, dass dies nach wie vor in Gottes Hand liegt und mit keinem Reichtum der Welt erkauft werden kann. Wir können forschen und menschenähnliche Roboter herstellen, über Leben und Tod hält allein unser himmlischer Vater seine Hand. (Christina Telker)

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