Eines Tages nahm sich das kleine Glück vor, einmal wieder durch die Straßen einer Stadt zu wandern, um zu sehen, was es neues zu entdecken gab. Lange hatte es sich auf dem Lande aufgehalten. War bei der Getreideernte dabei gewesen, hatte die Freude über die eingefahrenen Erntewagen miterlebt. Die Kinder beobachtete es am Dorfteich beim Baden, ebenso wie in ihren Gärten, wo sie der Mutter halfen Johannisbeeren und Stachelbeeren zu pflücken. So manche Beere wanderte direkt in den Mund.

Nach einem heftigen Sommergewitter tanzten die Kinder barfuß durch die Pfützen und freuten sich darüber, wie der Schlamm nur so spritzte. Peter und Ulrike tollten durch die Sommerwiese und erfreuten sich am Duft der Gräser und Blüten, wenn sie sich beim frohen Spiel ins Gras fallen ließen. Immer wieder erscholl von irgendwoher helles Lachen und das kleine Glück hatte alle Hände voll zu tun, nichts zu verpassen.

Nun wollte es sehen, wie man sich in der Stadt den Sommer gestaltete. Wie enttäuscht war es jedoch, als es kein fröhliches Lachen vernahm. Missgelaunte, der Hitze wegen, stöhnende Menschen begegneten ihm. Kinder schleckten ein Eis nach dem anderen, wussten aber sonst nicht viel mit sich anzufangen. Das nächste Schwimmbad war weit und die Eltern fanden in der Woche keine Zeit, um mit ihren Jüngsten hinauszufahren an den See. Wer konnte, war in den Urlaub gefahren, die anderen waren schlecht dran. Da müsste man doch etwas unternehmen, dachte sich das kleine Glück, das es nicht ertragen konnte, andere missmutig zu sehen.

Es setzte sich auf den Brunnen am Markt und überlegte.  Da kam ihm eine Idee. In der kommenden Nacht setzte es sich auf die Kopfkissen einiger Stadtoberhäupter und sandte ihnen so einige Gedanken. Als der Bürgermeister am Morgen ins Rathaus kam, wies er seine Sekretärin an, eine außerordentliche Sitzung einzuberufen. Hier tat er seinen Vorschlag kund, ein Sommerfest im Stadtpark zu organisieren zum kommenden Wochenende. Mit Wasserrutsche, Hüpfburg, mehreren Eisständen und vielem anderen mehr. Zuerst ging ein Stöhnen los, dass keine Gelder da seien und die Zeit viel zu kurz, um all das zu bewältigen. Bald sahen alle Anwesenden jedoch ein, dass Widerspruch keinen Sinn hatte.

Welch ein Jubel erscholl an diesem Wochenende im Park. Alle strömten hin und erfreuten sich der Attraktionen. Wasserrutsche und Hüpfburg blieben die Ferien über in Betrieb, sodass die Kinder jeden Tag etwas zum Freuen und Lachen hatten. Zufrieden zog das kleine Glück weiter. © Christina Telker

Garten der Poesie 0