kreuz3

Ostern

 

Ostern, Ostern, Frühlingswehen!

Ostern, Ostern, Auferstehen,

Aus der tiefen Grabesnacht!

Blumen sollen fröhlich blühen,

Herzen sollen heimlich glühen,

Denn der Heiland ist erwacht!

 

Trotz euch, höllische Gewalten!

Hättet ihn wohl gern behalten,

Der euch in den Abgrund zwang.

Möchtet ihr das Leben binden?

aus des Todes düstern Gründen

Dringt hinan sein ew'ger Gang.

 

Der im Grabe lang gebunden

Hat den Satan überwunden,

Und der lange Kerker bricht.

Frühling spielet auf der Erden,

Frühling soll's im Herzen werden,

Herrschen soll das ew'ge Licht.

 

Alle Schranken sind entriegelt,

Alle Hoffnung ist versiegelt,

Und beflügelt jedes Herz;

Und es klagt bei keiner Leiche

Nimmermehr der kalte, bleiche,

Gottverlaß'ne Heidenschmerz.

 

Alle Gräber sind nun heilig,

Grabesträume schwinden eilig,

Seit im Grabe Jesus lag.

Jahre, Monden, Tage, Stunden,

Zeit und Raum, wie schnell verschwunden!

Und es scheint ein ew'ger Tag.

Max von Schenkendorf (1783 - 1817)

 

kaetzchen

Die Glocken läuten Ostern ein

 

Die Glocken läuten das Ostern ein

In allen Enden und Landen,

Und fromme Herzen jubeln darein:

Der Lenz ist wieder entstanden!

 

Es atmet der Wald, die Erde treibt

Und kleidet sich lachend im Moose,

Und aus den schönen Augen reibt

Den Schlaf sich erwachend die Rose.

 

Das schaffende Licht, es stammt und kreist

Und sprengt die fesselnde Hülle;

Und über den Wassern schwebt der Geist

Unendlicher Liebesfülle!

Adolf Böttger (1815 - 1870)

kaetzchen

Ostern

 

Vom Münster Trauerglocken klingen,

Vom Tal ein Jauchzen schallt herauf.

Zur Ruh sie dort dem Toten singen,

Die Lerchen jubeln: wache auf!

Mit Erde sie ihn still bedecken,

Das Grün aus allen Gräbern bricht,

Die Ströme hell durchs Land sich strecken,

Der Wald ernst wie in Träumen spricht,

Und bei den Klängen, Jauchzen, Trauern,

So weit ins Land man schauen mag,

Es ist ein tiefes Frühlingsschauern

Als wie ein Auferstehungstag.

Joseph von Eichendorff (1788 - 1857)

kaetzchen

 

 

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