Die Dornen der Rosen

 

Ganz gleich in welcher Farbe sie uns erfreuen, jede einzelne Rose dringt direkt ins Herz des Betrachters vor. Sie ist so filigran und schön in ihrer Art, dass wir einfach nur staunen können über die Einzigartigkeit einer jeden Blüte. Seit einigen Jahren werden manch neue Arten ohne Dornen gezüchtet. Selbstverständlich haben auch diese Rosen ihren Reiz, aber sind es dann noch wirklich die Blumen, die den Namen Rose verdienen? ‚Rosen haben Dornen‘, hieß es vor Jahrzehnten in einem Schlager. Oder denken wir nur an Dornröschen. Nur der wahre Prinz kann die Prinzessin aus ihrem Schlaf erwecken. Die Dornen gehören seit der Schöpfung zur Rose und das hat seinen Sinn. 

Wir müssen nicht alles stets ohne Mühen erreichen. Es geht so manches Mal auch darum, sich Gedanken zu machen, wie wir an etwas herankommen können. Dinge, die uns in den Schoß fallen, werden wir kaum so schätzen, wie andere, die wir erarbeiten müssen. Manches, das wir uns erkämpfen müssen, sei es durch Körpereinsatz oder geistige Anstrengungen, wird mir im Gedächtnis bleiben, ich werden sie achten. So werde ich auch einer behutsam geschnittenen Rose mehr Achtung entgegenbringen, als einer schnell gepflückten.

Im Glaubensleben finden wir solche Vergleiche. In Ländern, in denen die Menschen um ihren Glauben kämpfen müssen, wissen sie ganz genau, was sie tun, wenn sie sich dafür entscheiden. Sie wissen von den Schwierigkeiten, denen sie sich aussetzen mit dem ‚Ja‘ zu Jesus. In Ländern, wo ich so manches Mal nur aus Prestigegründen getauft oder konfirmiert werden, fällt es uns leicht diesen Glauben wieder abzulegen. Stehen wir offen zu dem ‚Ja‘ zu Christus, er steht auch zu uns.

Der Regenbogen

 

Mit einer Gruppe von Freunden sitzen wir im Garten und lassen den Sonntag ausklingen. Gemeinsam singen wir Lieder, die unsere Herzen bewegen. Alte, schöne Volkslieder, aber vor allem auch Lieder aus unserem Kirchengesangbuch, die wir kennen und lieben. Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, sagt ein altes Sprichwort. Gesang öffnet Herz und Seele.

Seit einiger Zeit grollt es in der Ferne, wir werden aufbrechen müssen. Der Himmel zeigt eine schwarze Wolkenwand. In den Wiesen, wo sich unser Garten befindet, hat man einen weiten Blick bis zum Horizont. Die glatte Ebene macht dies möglich. Da, plötzlich erscheint ein Regenbogen am Himmel. Ein Staunen geht durch die Gruppe. So wunderschön und klar sieht man den Regenbogen nicht oft. Die Handys werden gezückt, um diesen Moment festzuhalten im Foto. Da sagt mein Mann in die aufgeregte Gruppe: „Das ist ein Gruß unseres himmlischen Vaters. Ihm hat unser Gesang gefallen.“ Alles wird still und wir finden uns noch einmal zusammen, zum Gebet, mit dem wir den Abend beschließen. Ein Gruß Gottes! Wer sieht denn heute noch den Regenbogen als solch ein Zeichen, wenn wir abgehetzt durch den Tag rennen? Dieser Gedanke ist uns doch meist recht fern. Mehr als ein staunendes „Oh, wie schön!“, kommt uns selten über die Lippen. Dabei haben wir doch die Zusage Gottes, dass er, solange die Erde steht, diesen Bogen als sein Zeichen der Liebe an den Himmel setzen wird. Leider sind wir viel zu oft abgelenkt, um dies wahrzunehmen oder zu vergesslich? Christina Telker

Die nötige Pause

 

Abgeschlafft und ausgebrannt, komme ich am Freitagnachmittag nach Hause. Endlich! Das Wochenende liegt vor mir! Was habe ich nicht alles geplant! Zuerst einmal klar Schiff machen im eigenen Haushalt, dann will ich unbedingt zu Tante Frieda, sie wartet schon so lange auf mich. Biggi lud ein zu einem Freundestreff, ich freue mich, aber, ich werde wieder abgehetzt, wie nach jedem Wochenende in die neue Woche starten. Mir fehlt der Mut, abzusagen. Wie lange schon, sehne ich mich danach einmal nur an mich selbst zu denken, einfach ausschlafen bis zum Mittag und einen ausgedehnten Spaziergang zu unternehmen, in einem Café einzukehren und den Abend mit Kerzenschein und einem Glas Wein auf dem Balkon zu beschließen. Träume; die wohl nie wahr werden? Oder liegt es an mir selbst, wie viel ich mir zumute? Wie lange beute ich mich selbst noch aus oder gehe ich schon zuvor davon aus, dass andere kein Verständnis für mich haben? Vielleicht geht es ihnen ebenso? Dann sollten wir es doch einmal mit einem offenen Gespräch versuchen, anstatt zu meinen, alles alleine lösen zu müssen.

Muttertag

 

Einmal in Jahr feiern wir den Muttertag. Dabei sollte 365 Tage Muttertag sein, denn diese Verbindung, die neun Monaten so intensiv war wie keine zweite je sein kann, währt ein Leben lang. Ja, leider geschieht es immer wieder, dass Kinder sich von ihren Müttern lossagen, oft aus ungeklärten Gründen. Für diese Mütter wird ihr Kind bis zum letzten Atemzug in ihrem Herzen leben. Es wird immer wieder einmal Dinge zwischen Himmel und Erde geben, die wir uns nicht erklären können, die wir nur ertragen müssen. Doch freuen wir uns an den intakten Beziehungen.

Am Muttertag haben Blumengeschäfte Hochkonjunktur. Doch kommt es darauf an, mit dem größten Blumenstrauß zu kommen oder das teuerste Parfüm auszusuchen? Ich denke, das Herz einer Mutter schlägt anders. Am Leben der Kinder teilhaben zu können, Kontakt mit den Enkeln zu haben, selbst wenn sie erwachsen sind. Das ist mehr als ein Blumenstrauß. Das ist es, was ein Mutterherz erfreut.  In einer Zeitung las ich, dass ein Ehepaar nach 70-jähriger Ehe gemeinsam den Weg in Gottes Reich fand. Für die Tochter war es schlimm und doch war sie dankbar und konnte die Eltern verstehen, die auch diesen letzten Schritt Hand in Hand gingen, bedingt durch die schwere Krankheit der Mutter. Kann es etwas Schöneres geben, als solch ein Verstehen und solch eine Liebe? Miteinander leben, füreinander da sein und sich verstehen, das ist es doch, was das Leben ausmacht.

Jesus hat uns diese bedingungslose Liebe vorgelebt und sie uns als Vermächtnis hinterlassen. Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen, schreibt Paulus an die Korinther. Die Liebe ist auch das, was am Muttertag in erster Linie zählt und nicht das größte Geschenk. Liebe, die von Dauer ist; etwas Größeres gibt es nicht. (Christina Telker)

Düfte rundum

 

Wenn wir uns im Frühjahr einen Spaziergang durch Wald und Wiesen gönnen, strömen von allen Seiten Düfte auf uns ein. Düfte des Frühlings. Nicht nur ein Konzert aus tausend Kehlen begleitet uns, nein auch unsere Nase kommt auf ihre Kosten. Eigentlich wäre diese Jahreszeit gut für ein Quiz in freier Natur geeignet. Mit geschlossenen Augen gelte es, zu erraten, von welchen Düften wir gerade umgeben sind. Sei es der Duft der Blumen, die Blüten der Obstbäume, ja selbst die Erde, hat ihre ganz besondere Duftnote. Nach langer Winterpause, nehmen wir dies neue Leben ganz besonders wahr, mit all unseren Sinnen. Ja selbst der Duft des Regens, zeigt sich uns von seiner erfrischenden Seite. Wir bleiben stehen, atmen die Luft ganz tief ein und sagen es laut vor uns hin: „Ist das schön!“

Ja, leider kommt es in der Hektik des Alltags auch immer wieder vor, dass wir gar nicht in der Lage sind, diese Schönheiten zu genießen und wahrzunehmen. Die Jahreszeiten fliegen an uns vorbei, dass wir es kaum noch wahrnehmen. Doch halt! Gab es da nicht etwas? Etwas, das sich Sonntag nennt und es uns ermöglicht auszuspannen. Den siebenten Tag der Woche schuf Gott zur Ruhe und Erholung und da auch die Natur sein Werk ist, was liegt da näher, als uns in dieser Oase seiner Schöpfung zu erholen, um neue Kraft zu schöpfen. Genießen wir das Frühjahr mit seinen zahlreichen und wohltuenden Gerüchen. Nehmen wir diese bewusst wahr, um neue Kraft zu tanken und genießen wir ihre Düfte. Wir werden staunen, über all das, was wir mit geschlossenen Augen entdecken

Das Ei, als Lebenszeichen

 

Ostern liegt hinter uns. Es gab wohl keinen Haushalt, in dem sich an diesen Tagen kein Ei befand. So manches Ei, aus Schokolade oder Marzipan, wird noch auf dem Teller liegen. Wenn wir vom Beginn des Lebens sprechen, landen wir immer wieder beim Ei. Es ist der Ursprung allen Seins. Darum ist es auch zu Ostern für uns das Symbol des Lebens. Jesus hat den Tod überwunden. Das Ei ist so lange leblos, bis von dem kleinen Bewohner in ihm, die Schale durchbrochen wird. Die Schale, die ins Leben führt. Jesus hat den Tod besiegt. Er hat den Panzer des Todes gesprengt und ist durch seine Auferstehung zum Leben durchgedrungen. Er hat uns das Leben geschenkt. Helfen wir, dieses Leben zu schützen. Das Ungeborene im Mutterleib, all die Lebewesen, die gequält werden und keine Hoffnung haben. Uns wurde durch Jesu Auferstehung das Leben neu geschenkt. Setzen wir uns für das Leben ein. Halleluja!

 Die ersten Radieschen

 

Welch ein Erlebnis! Der harte Winter verabschiedet sich und wir gehen das erste Mal wieder mit dem Vater in unseren Garten. Oh, wie freute ich mich die vergangenen letzten Wochen auf diesen Tag. In diesem Jahr darf ich das erste Mal mein eigenes Gartenbeet anlegen. Als mich Vater fragt, was mir wohl jetzt am wichtigsten ist, sage ich Radieschen. Ich kann es kaum erwarten, bis alljährlich die ersten kleinen roten Knollen aus dem Erdreich schauen. Meist bremst die Mutter noch meine Ungeduld, weil sie meint, die kleinen Radieschen müssten noch wachsen. Bei meinem eigenen Beet kann ich säen, was ich will und auch ernten, wann ich will. Endlich kann ich mich nach Herzenslust an Radieschen satt essen, denke ich. Doch Radieschen sind nicht alles, so muss ich überlegen, was ich denn noch besonders gerne esse und entscheide mich für Möhren und Gurken. Schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen, wenn ich an die Ernte denke, doch die scheint noch weit. Zuerst einmal muss ich das Warten lernen. Umgegraben hat Vater bereits das Beet. Er zeigt mir, wie ich kleine Furchen für den Samen ziehen kann, wie ich anschließend die Samenkörner mit Erde bedecken muss und stets mein Beet unkrautfrei und aufgelockert halten kann. Auch das gießen darf nicht vergessen werden, wenn meine Pflanzen gedeihen sollen. Jetzt erst wird mir klar, dass viel Arbeit dazu gehört. (Christina Telker)

 

Im Märzen der Bauer

 

Ein Lied, das vor sechzig Jahren zu jedem Frühlingsbeginn dazugehörte. Kommen mir heute diese Liedzeilen in den Sinn, sehe ich immer ein Buch aus meiner Kindheit vor mir. Der Bauer schreitet mit seinen großen Schritten, eine Schürze umgebunden, in der sich Saatgut befindet, über den Acker. Mit weit ausholender Geste wirft er die Saat auf den frisch gepflügten Ackerboden. Lange schon ist diese Zeit vorüber. Maschinen haben diese Arbeit übernommen.

Doch welches Kind kennt heute noch den Weg vom Samenkorn zum Mehl oder zum Brot? Oftmals machen wir uns nicht einmal die Mühe, auf die Verpackung zu schauen, um zu erfahren, wo unsere Nahrungsmittel herkommen. Gönnen wir uns mit Kindern oder Enkeln doch mehrmals im Jahr einen Ausflug aufs Land. Beobachten wir wie die ersten Saaten aufgehen, wie sie zu Halmen heranwachsen und Ähren bilden.

In manchen Gegenden ist es sogar noch möglich, an speziellen Tagen eine alte Mühle in Funktion zu besichtigen. Einst gehörte das Klappern der Mühlenflügel zum Alltag. Denken wir nur an die lustigen Streiche von Max und Moritz. Auch sie sind heute kaum noch nachvollziehbar.

Welch wertvolle Erfahrungen, nicht nur alle Lebensmittel, ganz selbstverständlich im Supermarkt zu erwerben, sondern ihr Wachsen und ihre Entstehung nicht ganz aus den Augen zu verlieren. (Christina Telker)

Wenn die Tage länger werden

 

Haben wir erst einmal den Januar hinter uns gelassen, spüren wir trotz winterlicher Kälte des Februars, wie jeder Tag ein wenig länger verweilt. Die Kinder freuen sich daran, länger die Rodelbahn zu nutzen. Am Abend dürfen wir die schönsten Sonnenuntergänge bestaunen. Gerade in dieser Jahreszeit, hält jeder Abend, eine neue Überraschung an Farbenfreude, für uns bereit. Unsere Kamera bekommt an diesen Abenden viel zu tun. Beim Licht der Stehlampe sitzen wir nach getaner Arbeit in unserem Sessel und wälzen Gartenkataloge. Wir überlegen, was wir in diesem Jahr in unserem Garten verändern wollen. Welche Sträucher wir vielleicht herausnehmen müssen oder welche wir neu hinzusetzen. Die Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Ist der letzte Schnee dann endgültig weggetaut, hält uns nichts mehr in unseren vier Wänden. Wir säubern den Starenkasten und stellen ein neues Insektenhotel auf. Wir beginnen Tag für Tag die Beete umzugraben, um sie für die neue Saat vorzubereiten. Sind dann endlich die Temperaturen so weit vorangeschritten, dass wir mit der Aussaat beginnen können, kennt unsere Freude keine Grenzen mehr.

Aber was ist das, das war doch im vergangenen Jahr noch nicht da? Wie kommt es, dass dort am Zaun, unter der Forsythienhecke bereits die ersten Frühblüher ihre Köpfe aus der Erde recken? Immer wieder gibt es kleine Wunder! Wir können nur stehen und staunen und uns bei unserem Schöpfer bedanken für die kleinen Freuden am Wegesrand.

 

Frühjahrsputz

 

Nach dem langen Winter sehnen wir uns nach Frische und dies nicht nur in der Natur, wenn wir an das frische Grün denken, dass jetzt überall zu sprießen beginnt. Nein, auch in unseren vier Wänden soll jetzt der Frühling einziehen. Wir können es kaum erwarten, die Fenster zu putzen, die frisch gewaschenen Gardinen aufzuhängen. Das ganze Zimmer strahlt in neuem Glanz. Den Staub des Winters wollen wir aus jedem Winkel unserer Wohnung vertreiben. Unsere Blumenbank wird durchgesehen. Was hat den Winter überlebt und was muss erneuert werden?

Wie ist das aber mit unserer Seele? Bräuchte sie nicht auch einmal den Frühjahrsputz. Nicht nur über einen Winter, nein, über viele Jahre hat sich dort so mancher Staub festgesetzt. Unausgesprochene Probleme, schwelender Streit, der immer wieder hochkocht, bei der Berührung eines bestimmten Themas. Schuld, die ich nicht vergeben kann und die mir nicht vergeben wurde. All diese Lasten drücken mich so sehr, dass ich kaum noch atmen kann, geschweige denn mich wahrhaft an dem, was mich umgibt, noch erfreuen kann. Da wäre es doch an der Zeit, auch in unserem Herzen zum Frühjahrsputz zu schreiten. Machen wir es doch, wie wir es in alten Zeiten mit den Teppichen und Betten taten, werfen wir alles raus, was uns belastet. Hängen wir alles in Freie, damit es so richtig gut durchlüften kann. Schon bald wird uns leichter ums Herz. Beginen wir den Frühjahrsputz unserer Seele mit einem Telefonat oder einem Brief, der längst fällig wäre.

 Die ersten Radieschen

 

Welch ein Erlebnis! Der harte Winter verabschiedet sich und wir gehen das erste Mal wieder mit dem Vater in unseren Garten. Oh, wie freute ich mich die vergangenen letzten Wochen auf diesen Tag. In diesem Jahr darf ich das erste Mal mein eigenes Gartenbeet anlegen. Als mich Vater fragt, was mir wohl jetzt am wichtigsten ist, sage ich Radieschen. Ich kann es kaum erwarten, bis alljährlich die ersten kleinen roten Knollen aus dem Erdreich schauen. Meist bremst die Mutter noch meine Ungeduld, weil sie meint, die kleinen Radieschen müssten noch wachsen. Bei meinem eigenen Beet kann ich säen, was ich will und auch ernten, wann ich will. Endlich kann ich mich nach Herzenslust an Radieschen satt essen, denke ich. Doch Radieschen sind nicht alles, so muss ich überlegen, was ich denn noch besonders gerne esse und entscheide mich für Möhren und Gurken. Schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen, wenn ich an die Ernte denke, doch die scheint noch weit. Zuerst einmal muss ich das Warten lernen. Umgegraben hat Vater bereits das Beet. Er zeigt mir, wie ich kleine Furchen für den Samen ziehen kann, wie ich anschließend die Samenkörner mit Erde bedecken muss und stets mein Beet unkrautfrei und aufgelockert halten kann. Auch das gießen darf nicht vergessen werden, wenn meine Pflanzen gedeihen sollen. Jetzt erst wird mir klar, dass viel Arbeit dazu gehört, bis aus einem kleinen Samenkorn ein Pflänzchen und später die geliebte Frucht heranwächst.

 

Im Märzen der Bauer

 

Ein Lied, das vor sechzig Jahren zu jedem Frühlingsbeginn dazugehörte. Kommen mir heute diese Liedzeilen in den Sinn, sehe ich immer ein Buch aus meiner Kindheit vor mir. Der Bauer schreitet mit großen, Schritten, die Saatschürze umgebunden, in der sich Saatgut befindet, über den Acker. Mit weit ausholender Geste wirft er die Saat auf den frisch gepflügten Ackerboden. Lange schon ist diese Zeit vorüber. Maschinen haben diese Arbeit übernommen und man kann mehr bei solch einer Tätigkeit beobachten.

Doch welches Kind kennt heute noch den Weg vom Samenkorn zum Mehl oder zum Brot? Oftmals machen wir uns nicht einmal die Mühe, auf die Verpackung zu schauen, um zu erfahren, wo unsere Nahrungsmittel herkommen. Gönnen wir uns mit Kindern oder Enkeln doch mehrmals im Jahr einen Ausflug aufs Land. Beobachten wir wie die ersten Saaten aufgehen, wie sie zu Halmen heranwachsen und Ähren bilden.

In manchen Gegenden ist es sogar noch möglich an speziellen Tagen eine alte Mühle, in Funktion, zu besichtigen. Einst gehörte das Klappern der Mühlenflügel zum Alltag. Denken wir nur an die lustigen Streiche von Max und Moritz. Auch sie sind heute kaum noch nachvollziehbar. Welch wertvolle Erfahrungen, wenn wir nicht nur alle Lebensmittel, ganz selbstverständlich im Supermarkt zu erwerben, sondern ihr Wachsen und ihre Entstehung selbst beobachten, um dies nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Ein Erlebnisnachmittag für die ganze Familie.

Der Frühling ist da

 

Habt ihr ihn schon gesehen; den Frühling? Der Star pfiff es gestern früh vom Apfelbaum, dass der Lenz bereits Einzug gehalten hat. Mich fröstelt, wenn ich mich nicht warm genug anziehe, denn der Wind bläst noch recht heftig um die Ecken. Eine Blume habe ich auch noch nicht entdeckt. Komisch! „Da, hörst du es?“, gerade flötete er wieder sein altbekanntes Frühlingslied, das jeden hinter dem Ofen hervorlockt. Dort! Die erste Biene! Sie folgte wohl auch seinem Ruf und sucht verzweifelt nach erstem Nektar, den sie wohl noch nicht finden wird? Oder?

„Komm mit, ich zeige dir den Frühling!“, flötet der Star jetzt vom Zaun, mir gegenüber und lockt mich damit ins Freie, ihm zu folgen. Und tatsächlich, dort wo er mich hinführt, unter einer Hecke, dort, wo kein Schnee mehr liegt, entdecke ich die ersten Schneeglöckchen. „Du hast ja so recht!“, bestätige ich es dem kleinen Sänger. „Ich muss nur die Augen öffnen und mich ganz meinem Gefühl hingeben, dann finde ich auch den Frühling.“ Ja, selbst die ersten Frühlingsgefühle beginnen zu keinem, wenn die Sonne strahlend vom Himmel lacht. Der letzte Staub des Winters wird abgeschüttelt. Dort fliegt bereits eine Meise mit Nistmaterial im Schnabel! Bei Mensch und Tier, ja in der gesamten Natur bricht jetzt der Frühling aus. Freude zieht in die Herzen ein, wenn wir uns der Sonne entgegenstrecken, um ihr Licht in uns aufzunehmen. Lass dich nicht so lange bitten, folg dem Ruf des Frühlings und du wirst sehen, wie gut er deiner Seele tut.

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