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Frühling

 

 Frühling, bist du wiedergekommen?

Lieblicher Lenz, du lachendes Kind!

 Kommst du auf dem Fluß geschwommen?

 Oder kommst du mit dem Wind?

 

Unter den weichen singenden Wellen,

 Aus den Wassern melodisch klar,

 Über die Hügel, die waldig schwellen,

 Luget dein kluges Augenpaar.

 

 Schaue ich nur in dein sonniges Auge,

Küsse ich nur deinen wonnigen Mund,

 Trink ich von deinem blühenden Hauche,

Wird auch mein winterlich Herze gesund!

 Ludwig Eichrodt (1827 - 1892)

 

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Frühling

 

Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell?

Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell?

Und als ich so fragte, da murmelt der Bach:

 "Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!"

 

 Was knospet, was keimet, was duftet so lind?

Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind?

 Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain:

 "Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!"

 

Was klingelt, was klaget, was flötet so klar?

Was jauchzet, was jubelt so wunderbar?

Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug:

 "Der Frühling, der Frühling!" – da wußt' ich genug!

Heinrich Seidel (1842 - 1906)

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