Der Gang zur Kirche

 

Stürmisch zeigt sich der Vormittag des 24. Dezembers. Im kleinen Bergdorf hoffte man sehr, daß dieser schlimme Sturm bald ein Ende finden würde. „Wenn das so weitergeht, werden wir einschneien und können nicht zur Christvesper“, meinte der alte Wilhelm und schob sich seine Pudelmütze noch ein wenig tiefer ins Gesicht. Der Schneesturm nahm zu, so daß man kaum noch die Hand vor Augen sehen konnte. „Großvater, wenn wir nicht zur Kirche gehen können, weil der Schnee so hoch liegt, kann das Christkind doch auch nicht zu uns kommen. Fällt dann Weihnachten aus?“, fragte daraufhin sein kleiner Enkel mit Besorgnis. „Das Christkind hat bisher immer den Weg zu uns gefunden“, tröstete der Großvater und strich Peter liebevoll übers Haar.

Der Junge war jedoch nicht der einzige, der sich Sorgen machte. Felix, ein kleiner Engel, saß seit dem Morgen auf seiner Wolke und beobachtete das Treiben dort unten auf der Erde. Er freute sich in jedem Jahr darauf, die Menschen in den Bergdörfern zu beobachten, wenn sie bei beginnender Dunkelheit, mit ihren Laternen in der Hand, den Weg zur Kirche gingen. ‚Das kann ich nicht zulassen, da muss etwas geschehen!', dachte er bei sich. Nachdem er eine Weile sinnend auf seiner Wolke gesessen hatte, war ein Entschluss in ihm gereift. „Wer den Schaden angerichtet hat, der muss ihn auch wieder beseitigen‘, dachte er und begab sich auf den Weg zu Petrus. „Hast du schon einmal auf die Erde geschaut?“, fragte er den Alten etwas wütend. Verwundert sah Petrus auf Felix, der sich wagte, solch einen Ton anzuschlagen. Felix ließ sich jedoch nicht irritieren. „Heute ist Heiligabend, die Menschen möchten zur Kirche gehen, um die Geburt Jesu zu feiern und das Kind zu ehren und der Schneesturm versperrt ihnen den Weg, indem er meterweise Schneemassen ausschüttet.“ Felix konnte sich kaum bremsen vor Aufregung. „Und was soll ich dabei tun?“, fragte sanftmütig Petrus, als er die Klage hörte. „Du könntest dem Sturm Einhalt gebieten und ihn auffordern, den entstandenen Schaden wieder zu beseitigen.“  „Wie stellst du dir das konkret vor?“, fragte der Alte weiter. „Der Sturm könnte die Wege entlang fegen und sie auf diese Weise wieder begehbar machen. So würde sich der Schnee an den Seiten auftürmen und die Wege könnten genutzt werden.“ „Die Idee ist nicht schlecht“, meine Petrus und sann etwas nach, wie er dies wohl am ehesten zu bewerkstelligen sei. Dann meinte er: „Der Sturm ist längst weitergezogen zum Polarkreis. Ich werde dem Wind die Aufgabe erteilen, die Wege frei zuwehen. Warten wir ab, ob er es schafft.“ Felix bedankte sich und begab sich schnell wieder zu seiner Wolke, um das Geschehen auf der Erde weiter zu beobachten.

„Sieh, der Sturm hat sich gelegt“, wies der Großvater seinen Enkel auf das Geschehen draußen hin und winkte ihn zu sich ans Fenster heran. Peter kam und stellte sich neben seinen Großvater. Beide brauchten nicht lange zu warten, bis sich draußen etwas tat. Ein heftiger Wind kam jetzt auf und es dauerte nicht lange, da konnte man wieder die Wege erkennen. „Wir können zur Kirche gehen!“, jubelte Peter und hüpfte von einem Bein aufs andere. „Und du brauchtest nicht einmal Schneeschieben, Großvater!“ Der Alte schaute ungläubig dem Treiben da draußen zu. So etwas hatte er in seinem langen Leben noch nie gesehen.

Auch Felix beobachtete die Sache dort unten mit Freude. Ein Jubel durchdrang sein Herz. Jetzt konnte er sich Zeit nehmen, um sich seinen himmlischen Aufgaben zu widmen. Hatte man doch ihm in diesem Jahr die Oberaufsicht zum Gelingen des Weihnachtsfestes im himmlischen Saal übertragen. Bis zum Abend war es noch Zeit, dann würde er wieder auf seine Wolke zurückkehren und den Weg der Menschen zu ihrem Kirchlein beobachten. Nun wurde es Zeit, den Festsaal vorzubereiten. Die besten weißen Damast Decken mussten aufgedeckt werden. Als Beleuchtung hatte er Tausende kleiner Sterne bestellt, denen er jetzt ihren Platz anwies. Im Anschluss ging er zu den Posaunenengeln und zum Chor der himmlischen Heerscharen und sah dort nach dem Rechten. Er war sehr zufrieden, mit dem was er sah. Alle waren mit ihren Aufgaben beschäftigt, so konnte am Abend zur Christfeier nichts mehr schiefgehen. Im Himmel begann das Fest immer erst, wenn auf Erden die Christnacht anbrach. Wie überall zum Weihnachtfest lief die Zeit heute um vieles schneller als an anderen Tagen. So wurde es auch für Felix Zeit, seinen Platz auf der Wolke wieder einzunehmen. „Oh wie schön, wie sie alle zum Kirchlein laufen! Wie kleine Glühwürmchen im Schnee sehen sie aus von hier oben. Das ist herrlich!“, freute sich Felix.

Auch Petrus ließ sich an diesem Abend dies Schauspiel nicht entgehen, wollte er doch sehen, ob der Wind seinem Auftrag nachgekommen war.

Als August mit seinen Eltern und Großeltern aus der Kirche kam, war das Christkind bereits dagewesen und der Tannenbaum strahlte im Licht der Kerzen. Welch ein Duft erfüllte den Raum! „Das ist mein allerschönstes Weihnachtsfest!“, jubelte Peter, als er die Pracht daheim sah.

Felix wurde bei der Feier der himmlischen Heerscharen für seinen Einsatz auf Erden ausgezeichnet. Wenn er auch nicht selbst ins Geschehen eingegriffen hatte, so konnte er doch durch seinen Hinweis dafür sorgen, dass auf Erden, die Menschen wahrhaft Weihnachten feiern konnten.

 © Christina Telker

 

Friedensbotschaft

 

Kalt war die Nacht. Stürmisch jagte der Wind die Wolken über die bereits abgeernteten Felder. Die Schafe drängten sich im Schutze der Dunkelheit aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen. „He da, sieh einer diesen Jungspund an!“, rief Gerson höhnisch den anderen Hirten zu. „Er verkriecht sich bei den Schafen, um nicht zu frieren.“ „Lass ihn doch“, mischte sich Berl ein. „Als wir damals begannen, die Schafe zu hüten und noch kein eigenes Fell besaßen, machten wir es genauso.“ „Er kann wieder einmal keinen Spaß verstehen!“, lachte Gerson dröhnend. „Los, Benjamin, lauf dreimal ums Gatter und dir wird warm werden! Sonst schläfst du noch ein. Wir sind zum wachen hier! Bei dieser Kälte kommt schnell mal ein Wolf und dringt in die Herde ein!“ Missmutig wollte sich der Junge erheben, als sich plötzlich der Himmel massiv erhellte. Alle sahen wie gebannt nach oben. Was war das? Wo kam in dieser finsteren Nacht dieses grelle Licht her? „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“, ertönte aus dem Lichte eine helle Stimme. Mit offenem Mund blieben die Schäfer in Schockhaltung stehen. „Euch ist ein Kind geboren!“, setzte die Stimme aus dem Licht ihre Rede fort. „Geht nach Betlehem und seht, was dort geschehen ist!“ Gerson kam zuerst zu sich. „Ich werde gehen und nachsehen, was dort geschehen ist. Ihr kommt auch mal alleine klar!“, entschied er. Da die anderen gewöhnt waren, seine Befehle auszuführen, wollten sie auch diesmal seiner Order folgeleisten.  Doch in demselben Moment sprach die himmlische Stimme nochmals, wenn auch leiser, zu den Hirten. „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr die Wunder Gottes nicht erfahren.“  „Das fehlte mir noch, dass ich einem Kinde den Vorrang geben!“, tönte Gerson brummend.  „Dies ist eine besondere Nacht! Spürst du es nicht?“, fragte Berl den anderen. „Nimm Benjamin mit und lass ihn vorangehen.“ Vor sich hin knurrend scheuchte Gerson jetzt den Jungen hoch und befahl ihm, den Weg zum Ort voranzugehen.

Wortlos gingen die beiden durch die Finsternis ihrem Ziele zu. Als sie Bethlehem aus der Ferne erkannten, sahen sie hoch am Himmel einen ganz besonders hellen Stern erstrahlen. „Dort müssen wir hin!“, flüsterte Benjamin und duckte sich, aus Furcht gleich etwas hinter die Ohren zu bekommen, wo er doch ungefragt gesprochen hatte. Doch, oh Wunder, Gerson sagte nichts und folgte dem Jungen. Immer näher kamen sie dem Stern. Abseits des Ortes sahen sie einen alten Viehstall, über dem dieser Stern hell leuchtete. „Na, kleiner, das war wohl nichts?“, begann Gerson wieder zu murren. Doch Benjamin ging tapfer auf diesen Stall zu. „Ach, wenn er dort nur eine Mütze Schlaf bekommen könnte, im Heu, dann wollte er schon zufrieden sein“, dachte er bei sich.

Als er behutsam die Stalltür einen Spalt öffnete, drang ihm angenehme Wärme entgegen, die Ochs und Esel ausströmten. Aber was war das? In der Futterkrippe lag ein Säugling. Mutter und Vater betrachteten voller Liebe dieses Kind. Die Mutter summte leise ein Wiegenlied.

Wie verwandelt ging Gerson auf die Eltern und dieses kleine Wesen zu. Kniete sich nieder und betete das Kind an. Irgendetwas in ihm hatte ihm klargemacht, hier ist ein Wunder geschehen. Dieses Kind, dort in der Krippe, ist nicht irgendein Kind, nein, es ist Gottes Sohn! Dieser helle Schein, dort auf dem Felde, waren Gottes Engel, die ihnen, den Hirten, die Botschaft brachten. Das kleine Schaf, das er auf den Schultern bei sich trug, um besser gewärmt zu sein, schenkte er jetzt dem Kind, als Zeichen seiner Verehrung.  Benjamin hatte keine Gaben, die er dem Kinde schenken konnte. Er stellte sich still neben die Krippe und streifte einmal, mit seiner Hand über die Füßchen des Säuglings. Da lächelte das Jesuskind im Schlaf, als ob es sich bedanken wollte.

Still verließen beide den Stall und erzählten allen, die sie trafen, von dem Wunder der Christnacht, das sie soeben im Stall erlebt hatten und von den Engeln, der ihnen die Botschaft gebracht hatten.

 

Unerwartete Geschenke

 

Mit dem warmem Licht, des großen Tannenbaumes, begrüßte der weitläufige Kirchenraum seine Besucher zum Gottesdienst am ersten Weihnachtsfeiertages. Bevor der Pfarrer die Predigt begann, erwähnte er, dass er noch eine kleine Überraschung für die Gemeinde bereithalte. So mancher machte sich nun seine Gedanken, was das wohl sein könnte. Am Ende des Gottesdienstes kam der Pfarrer wieder auf die bereits erwähnte Überraschung zurück: „Jetzt warten sicher so einige von ihnen auf das, was ich zu Beginn des Gottesdienstes ankündigte. Mach einer wird auch bereits die Geschenke unter unserem Christbaum entdeckt haben“, schmunzelte er. „Wer möchte jetzt nach vorne kommen und sich ein Geschenk aussuchen?“, stellte er seine Frage in den Raum. Nichts rührte sich. Jeder dachte: ‚Wenn ich jetzt nach vorne gehe, sieht das gierig aus. Warten wir erst einmal ab.‘ Eine Weile ließ der Pfarrer seine Schäfchen gewähren, dann meinte er: „Da ihr euch nicht entscheiden könnt, nenne ich jetzt die Bankreihen, aus der jeweils einer von euch nach vorne kommt!" Gesagt, getan. Jetzt fiel die Entscheidung leicht. Schnell war man sich einig. So dauerte es nicht lange, bis alle Päckchen ihren Besitzer gefunden hatten.

Nun ergriff der Pfarrer noch einmal das Wort, bevor er seiner Gemeinde ein gesegnetes Christfest wünschte, um sie in ihre Familien zu entlassen. „Ganz uneigennützig habe ich die Geschenke heute nicht verteilt. Von denjenigen, die sich heute hier etwas aussuchten, wünsche ich mir, dass sie uns im Januar berichten, wie sie ihr Geschenk genutzt haben." „Wenn es weiter nichts ist“, sagte Atze, einer aus der Jungen Gemeinde und hatte die Lacher auf seiner Seite. Alle gingen auseinander, um sich den Festbraten schmecken zu lassen. Manch einer von den Beschenkten wunderte sich zwar, über die Leichtigkeit des Päckchens, vergaß es aber auch schnell wieder. Erstaunt waren jedoch alle Beschenkten, als sie daheim ihr Geschenk auspackten, denn alles, was sie vorfanden, war jeweils ein Zettel, auf dem stand: „Ich schenke dir Vertrauen" oder ‚Ich schenke dir Verständnis‘ oder ‚Ich schenke dir Aufmerksamkeit‘ oder ‚Ich schenke dir Zeit‘. ‚Was hatte sich der Pfarrer nur dabei gedacht, als er diese Päckchen packte?‘ überlegte der eine oder andere.

Abends als der Tag sich seinem Ende zu neigte und die Festgäste wieder heimgefahren waren, als die Familien wieder zur Ruhe kamen, kam auch das Gespräch wieder auf diese seltsamen Geschenke des Pfarrers. Nun begann man über den jeweiligen Satz nachzudenken. Es trat Stille ein, die zum Nachdenken anregte und plötzlich kamen Vorschläge von den einzelnen Familienmitgliedern, was man wohl mit diesen Geschenken anfangen könnte. Plötzlich fanden alle diesen Satz, der sich in ihrem Paket befand, durchaus nicht mehr seltsam, sondern sehr wichtig. Gemeinsam besann man sich auf die am Morgen gehörte Predigt und kam auf die Weihnachtsbotschaft zu sprechen. Man dachte über das Geschehen damals in Bethlehem nach und darüber, was uns die jeweiligen Sätze aus den Päckchen zu sagen haben, und zwar ganz konkret für unser heutiges Leben. Viele Vorschläge kamen zusammen, so dass am Ende des Abends sich alle auf diesen speziellen Gottesdienst im Januar freuten und darauf ihre Gedanken vorzutragen. „Das war eine gute Idee mit den Paketen“, sagte Atze, bevor er sich in sein Zimmer ging. „So viel haben wir lange nicht mehr miteinander geredet und diskutier.“ Alles stimmten ihm zu. Das sollte ab sofort geändert werden.

 

Das kleine Friedenslicht

 

Vor sich hin sinnend saß die alte Agnes in ihrem Ohrensessel. Der letzte Kerzenstummel beleuchtete den kleinen Raum mit einem unruhigen Licht. Nicht mehr lange und Agnes würde im Dunklen sitzen. Den Strom hatte man ihr schon vor langem abgestellt, aber das störte sie wenig. Hier in ihrem Haus am Waldesrand schaute kaum einer vorbei, den das stören könnte und sie selbst war es aus ihrer Kindheit gewöhnt, mit den Hühnern ins Bett zu gehen. Im Ofen, der zum Glück nicht abgerissen wurde, prasselt ein munteres Feuer. Für Brennholz hatte Agnes den Sommer über fleißig gesorgt. Der Schuppen hinter dem Haus war gut gefüllt damit. ‚Wenn ich nur ein paar Kerzen hätte‘, dachte sie betrübt.

‚Doch was ist das, raschelt da nicht etwas an der Tür? Wer weiß, vielleicht macht es sich wieder einmal ein Marder oder Igel bequem hinter dem Haus‘, überlegt die alte Frau. In dem Moment klopfte es jedoch auch schon an ihre Tür. ‚Hoffentlich hält die Kerze noch durch‘, wünschte sich Agnes, ‚damit ich erkennen kann, wer draußen steht. So schnell es ihr möglich ist, begibt sie sich zur Wohnungstür, um zu öffnen. „Ella! Was hat dich denn hierher verschlagen?“, begrüßt Agnes den unerwarteten Gast. Viele Jahrzehnte hörte sie nichts von ihrer Schwester und jetzt, wo sie kaum noch an sie dachte, stand sie plötzlich vor ihr. Agnes kann das alles noch nicht fassen. Als sie sich etwas gesammelt hat, bittet sie die lang vermisste herein. „Ist das dunkel bei dir!“, sind die ersten Worte Ellas. „Das ist der Rest meiner letzten Kerze“, erklärt Agnes etwas verlegen.  „Dann würde ich einmal das Licht einschalten“, entgegnet Ella ahnungslos. Schnell schob Agnes ihrer Schwester noch einen Stuhl hin, bevor die letzte Kerze ihr Leuchten aufgab.

Nun sitzen beide Schwestern in der Dunkelheit, aber sie spüren, es redet sich besser nach all den Jahren, wenn man sich nicht in die Augen schauen muss. Je länger sie reden, um so mehr spüren sie, wie sie sich immer näherkommen und wieder eins sind, wie sie es in längst vergangenen Kindertagen waren. „Komm!“, meint Agnes jetzt, „ich werde uns das Abendessen richten.“ Sie nimmt einen langen Holzspan und geht damit zum Ofen, um ihn an die Flammen zu halten. Wie immer steckt sie den Span in eine Ritze des Küchenherdes. „Das Licht reicht uns, bis wir gesessen haben“, erklärt Agnes und setzt die bereits gekochte Mehlsuppe zum Aufwärmen auf die Herdplatte. Während des Essens berichtet Ella von sich. Erzählt, dass sie seit langem alleine lebt. Ihr Mann war bereits vor einigen Jahren gestorben, gemeinsame Kinder gab es nicht. „So dachte ich“, endete sie ihre Erzählung, „solltest du auch alleine sein, könnten wir vielleicht die letzten Jahre gemeinsam verbringen.“ Agnes hatte aufmerksam zugehört, ohne zu unterbrechen. Jetzt meinte sie: „Es wäre schön, sehr schön sogar, aber du siehst, wie ich lebe, da bist du sicher anderes gewöhnt.“ „Ja, ich sehe, wie du lebst und denke, gerade deshalb ist mein Plan doch genau richtig für uns beide.“ „Aber du wirst dich nicht daran gewöhnen können, abends so zeitig im Finsteren zu sitzen“, gab Agnes zu bedenken. „Aber du wirst dich sicher daran gewöhnen können, abends wieder die Lampe einzuschalten, wenn es draußen dunkel wird“, entgegnete Ella mit einem Lächeln. „Ich kann mein Geld nicht mitnehmen und Erben habe ich nicht. So werden wir morgen gleich zum Amt gehen und dafür sorgen, dass hier wieder alles läuft.“ Agnes konnte das Wunder nicht fassen. In zwei Tagen war der erste Advent. ‚Welch ein Weihnachtswunder!‘, dachte sie.  Schnell bereitete sie ein Bett für ihre Schwester, bevor der Holzspan erlosch.

Am nächsten Morgen gingen beide Schwestern gemeinsam in den Ort, um die nötigen Erledigungen zu tätigen. Als sie am Sonntag das erste Licht am Adventskranz anzündeten, meinte Ella: „Dein kleines Friedenslicht hat uns zusammengeführt!“ „Du meinst den kleinen Kerzenstummel, der nur noch glimmte, als du zu mir kamst?“ „Genau den meine ich“, entgegnete Ella. „Denn hätte er nicht mehr geglimmt, hätte ich annehmen müssen, dass dieses Häuschen unbewohnt sei.“ Das verstand auch Agnes. Lange schon hatten die beiden Schwestern nicht mehr eine so schöne Adventszeit erlebt, wie in diesem Jahr. Als am Heiligabend wieder eine kleine Tanne zum Christfest, mit dem Licht ihrer Kerzen, den Raum erhellte, zog eine besondere Weihnachtsfreude in dem kleinen Haus am Waldesrand ein.       

 Am ersten Feiertag gingen die Schwestern gemeinsam zum Gottesdienst in die kleine Dorfkirche und sangen voller Freude die altbekannten Weihnachtslieder mit.

 

Josef hatte einen Plan


In dem kleinen Stall von Bethlehem war seit Wochen keine Ruhe eingekehrt. Längst bereute der Wirt gerade diese Familie nicht aufgenommen zu haben. Welche Einnahmen waren ihm da entgangen. Kaum einer kehrte noch bei ihm ein, Blicke straften ihn mit Missachtung, seit dieser Geschichte mit dem Kind. Konnte er denn ahnen, als diese Familie erschöpft daherkam, dass dieses zu erwartende Kind etwas so Besonderes sein würde? Eine Geburt war das Letzte, was er bei dem Trubel, der zu dieser Zeit herrschte, noch im Hause haben wollte. Doch nach dieser Geburt im Stall war seine Klause unwichtig geworden. Alle besuchten das Kind in der Krippe und brachen danach wieder auf. Kind und Eltern konnten von den Gaben gut leben, die sie geschenkt bekamen, auf ihn waren sie nicht angewiesen. Jetzt waren auch noch drei Sterndeuter eingekehrt. Er konnte es kaum fassen, was da in seinem Stall vor sich ging. ‚Das hätte ich vorher wissen müssen‘, dachte er manches Mal grimmig bei sich.

Doch auch Josef machte sich Gedanken. Seit dem Besuch der Sterndeuter. Er bekam ein Gespräch mit, das die drei miteinander führten. Demnach stellte König Herodes dem Kinde nach. So überlegte er für sich, was zu tun sei. In dieser Nacht lag er lange wach. Da war ihm, als ob ein Engel zu ihm sprach. War es Traum oder Wirklichkeit? Als er erwachte, wusste er, was zu tun sei.

Am Morgen sprach er mit Maria und erklärte ihr die Dringlichkeit der Rückreise. Noch vor Sonnenaufgang brachen sie am nächsten Tag auf. Den Esel beluden sie mit dem wenigen Gepäck, das sie bei sich führten. Maria und das Kind fanden ebenfalls Platz auf dem Rücken des Grautiers. Einen Obolus für den Esel hinterlegte Josef auf dem Sims der Futterkrippe, sodass der Wirt nicht behaupten könne, sie hätten ihn gestohlen.

Mühsam war der Weg nach Ägypten. Es ging über Berge und durch Wälder. Die Familie schlug in Höhlen ihr Nachtquartier auf, aber stets war in der Dunkelheit ein Lichtschein um sie, der ihnen den Weg zeigte. Dieses Licht war jedoch nur für sie sichtbar, nicht für ihre Verfolger.  Am Tage fanden sie in Wäldern und auf Feldern Nahrung. Die Gegenwart des Kindes ließ selbst wilde Tiere wieder abziehen, als sie es erblickten. Ging das Wasser zur Neige, fanden sie immer wieder eine Möglichkeit, ihren Vorrat aufzufüllen. Wasserquellen und klare Bergseen machten dies möglich.

Als der beschwerliche Weg, durch Gottes Bewahrung, ein Ende nahm und sie die Türme der Stadt erkannten, gingen sie zum Tempel und lobten Gott für seine Führung. Nachdem sie Gott gedankt hatten, setzten sie ihren Weg fort. Alle, denen sie begegneten, erfreuten sich an dem Kind und gaben von ihrer wenigen Habe etwas ab, als Dank für diese Begegnung. In Ägypten hörten sie, dass Herodes alle kleinen Kinder hatte ermorden lassen, nur um ihr Kind zu finden. Schwer trugen sie daran und doch wussten sie, Gott hatte genau diesen Weg, den sie, durch manche Gefahren und Nöte jetzt hinter sich gebracht hatten, gewählt. Nur durch seine Hilfe konnten sie ihn bestehen. Weiter ging es viele Tage und Nächte. Eine weite Strecke hatten sie noch vor sich, bis sie ihre Heimat Nazareth erreichten. Ab jetzt konnten sie auf öffentlichen Wegen gehen, die Gefahr durch Herodes war vorüber.

Der Weg zur Krippe

 

Grau in Grau zeigte sich der Novemberhimmel, stürmisch rüttelte der Wind an den einfachen Fenstern des kleinen Hauses, am Waldrand. So hatte sich Tobias den Tag bei seiner Großmutter nicht vorgestellt. Was hatten sie beide alles geplant! Sie wollten einen Spaziergang zur Schonung unternehmen und sich schon mal einen Weihnachtsbaum aussuchen. Auf dem Rückweg wollten sie Naturmaterialien sammeln, zum Basteln von Weihnachtsgeschenken. Die Großmutter hatte immer die besten Ideen. Kerzenständer, Wandbilder, Türkränze, so vieles gab es, auf dass der Junge sich gefreut hatte. Und nun, fiel alles buchstäblich ins Wasser. Selbst wenn der Regen irgendwann aufhören würde, könnte man durch die Nässe nicht in den Wald, da der Regen immer noch von den Bäumen tropfte.

„Na mein Großer“, fragte in dem Moment die alte Dame ihren Enkel, „hast du dir schon überlegt, was wir anstatt unserer Wanderung so machen könnten?“ „Fernsehen schauen“, gab Tobias etwas missgelaunt zur Antwort. „Da habe ich aber eine bessere Idee“, antwortete die Großmutter. Nun wurde Tobias hellhörig, auch wenn er sich schwer vorstellen könnte, was man mit diesem Tag, in der Wohnung, noch so anfangen könnte. „Als ich ein Kind war“, begann die Großmutter, „ging ich für mein Leben gern auf den Boden. Dort gab es so viele Schätze, dass ich stundenlang hätte oben bleiben wollen. Leider durfte ich das nicht, sondern nur so lange, wie meine Mutter dort zu tun hatte.“ „Oh, ja!“, jubelte Tobias, „das wird toll.“ Nun konnte er es nicht mehr erwarten und half von sich aus den Küchentisch abzuräumen, an dem die beiden gerade gefrühstückt hatten. „Na dann komm!“, meinte nun die alte Dame, stand auf und nahm den Bodenschlüssel vom Haken und ging voran.

Was gab es hier oben nicht alles zu entdecken! Dinge, die sich über Jahrzehnte angesammelt hatten. Mit so manchem wusste der Junge nichts anzufangen und musste erst erfragen, was das wohl sei. Geduldig erklärte die Großmutter alles. Das war ja ihr Ziel gewesen, ihrem Enkel auf diese Art einen interessanten Vormittag zu verschaffen, wobei sie ihm gleichzeitig einen Blick in die Vergangenheit ermöglichte. Hinten, ganz in der Ecke, stand eine kleine Kommode, die jetzt das Interesse des Jungen weckte. Er öffnete die Schranktür, wobei sein Blick auf alte Fotoalben und Schreibhefte fiel. Ja, selbst aus Omas Schulzeit entdeckte diese. Die Großmutter versprach ihm, nach und nach die Alben herunterzuholen, um Tobias ihren Inhalt zu erklären. Dieser kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Im unteren Fach lag ein alter, recht großer Umschlag, den er jetzt hervorzog, um zu sehen, was sich wohl darin befinden würde. Wie staunte er, als Krippenfiguren aus Pappkarton zum Vorschein kamen. „Oma, schau!“, rief er aufgeregt, „eine Krippe.“ Die Großmutter kam näher und schaute lächelnd auf die Pappbögen. „Da hast du ja einen tollen Schatz entdeckt. Den werden wir gleich mit nach unten nehmen. Immerhin ist morgen der 1. Advent.“ Nun hatte Tobias die Lust am Entdecken auf dem Boden verloren. Das verschob er gern auf später. „Komm, wir gehen runter!“, bat er jetzt seine Oma. „Das kann ich mir vorstellen“, meinte diese mit einem Lächeln, „aber ich habe nichts dagegen. Es wird auch Zeit, dass wir ins Warme kommen. Hier auf dem Boden ist es doch schon recht kalt.“ Unten angekommen, setzte sich Tobias auf die Couch und holte alle Bastelbögen aus dem Umschlag hervor. „Wieso sind manche ausgemalt und andere nicht?“, erkundigte er sich. „Das kann ich dir sagen“, antwortete die alte Dame. „Dieser Bastelbogen stammt noch aus meiner Kindheit. Irgendwie war er mir abhandengekommen. Das war damals eine schlimme Zeit. Ständig mussten wir in den Keller, weil Bombenalarm war. Da kann man schon einmal etwas aus den Augen verlieren, auch als Kind. Später hatte ich dann wohl andere Dinge im Kopf, denn ich war älter geworden und hatte diesen schönen Bastelbogen mit der Weihnachtskrippe einfach vergessen.“ „Damals hast du die angefangenen Bilder ausgemalt“, stellte der Junge fest. „Genauso ist es“, bestätigte die Großmutter. „Dann werde ich die anderen jetzt noch ausmalen“, entschied Tobias und die Großmutter freute sich an der Begeisterung ihres Enkels. Sie ging zum Schrank und holte ihre Aquarellstifte hervor, die sie sonst nur selbst benutzte. Stolz betrachtete der Junge die Stifte und begann zu malen.

Als beide am Nachmittag beim Kaffee saßen, waren alle Figuren ausgemalt. Nun mussten sie nur noch ausgeschnitten werden. „Das heben wir uns auf für das nächste Wochenende“, entschied die Großmutter. „Gleich kommen deine Eltern und holen dich ab. So hast du noch etwas, auf das du dich freuen kannst.“ Vorsichtig packte Tobias den Bastelbogen in den alten Umschlag. „Es wird aber nichts verraten“, bat er nun. „Das soll eine Weihnachtsüberraschung werden. Hiermit war die Großmutter gerne einverstanden. Als die Eltern mit Tobias am Heiligen Abend nach der Christmesse zur Großmutter kamen, stand unter dem Weihnachtsbaum die Papierkrippe. „Wo hast du die denn her?“, fragte die junge Frau erstaunt ihre Mutter. Nun erzählte Tobias den Eltern, seine Weihnachtsgeschichte, denn er hatte mit der Großmutter gemeinsam alle Figuren auf dem Weg zur Krippe begleitet und kannte nun die Weihnachtsgeschichte besser als jeder andere.

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Die Tauben von Bethlehem

 

Auf einem Ölbaum am Rande der Stadt saßen drei Tauben, ins Gespräch vertieft. „Eine harte Zeit ist es geworden“ meinte die Erste. „Kaum einen Krumen findet man noch. Gestern hätte mich fast ein Hund erwischt, als ich endlich einen kleinen Brocken gesichtet hatte.“ „Ja, es ist eine schlimme Zeit geworden“ bestätigte die Zweite. „Überall wird geschossen, dass man aufpassen muss, nicht in den Kugelhagel zu geraten.“ „Was jammert ihr?“, mischte sich nun die Dritte ins Gespräch, die bisher die das Gespräch schweigend verfolgt hatte. „Meine Urahn hat berichtet, dass es hier immer so war. Vor zweitausend Jahren waren die Menschen genauso hartherzig wie heute.“ „Woher willst Du das wissen?“, warf die Erste ein, die es nicht leiden konnte, wenn einer schlauer war als sie. „Mein Urahn erzählte, dass vor zweitausend Jahren zwei Menschen in die Stadt kamen. Die Frau konnte kaum noch laufen, da sie hochschwanger war. Sie gingen von Tür zu Tür und baten um ein Lager, aber keiner gab ihnen ein Quartier. Endlich fanden sie in einem Stall Unterkunft.“ „Besser als unter freiem Himmel“, mischte sich jetzt wieder die Zweite ins Gespräch. „Schon, schon“, fuhr die Dritte mit Ihrer Erzählung fort, „aber das Kind war ein besonderes Kind. Es war Gottes Sohn. Die Engel sangen „Halleluja“ vom Himmelszelt und brachten den Hirten die Kunden. Diese liefen dann schnell, das Kind selbst zu sehen“ „Das war dem Wirt doch bestimmt nicht recht, in dessen Stall sie Herberge gefunden hatten“, überlegte die Erste. „Nein, es war ihm auch nicht recht, gerne hätte er jetzt sein eigenes Bett gegeben, nur ging das jetzt nicht mehr, da stündlich mehr Besucher zur Krippe kamen. So verdrückte er sich und ließ sich lieber gar nicht erst sehen.“ „Aber Krieg war nicht, da ging’s ihnen doch wesentlich besser als uns“,  mischte sich  jetzt die zweite Taube wieder ins Gespräch. „Es war sogar fast schlimmer als Krieg“, setze die dritte Taube wieder ihre Erzählung fort. „Denkt euch,, als der König Herodes, der damals das Land regierte, davon erfuhr, dass dort im Stall der Sohn Gottes geboren wurde, der eines Tages König werden sollte, schickte er seine Soldaten aus, um alle kleinen Jungen zu ermorden. So mussten die Eltern wieder bei Nacht und Nebel fliehen, um sich und ihr Kind in Sicherheit zu bringen.“ „Da hat dein Urahn dir aber eine interessante Geschichte erzählt. Und sie stimmt wirklich?“ „Natürlich stimmt sie! Mein Urahn hatte sie aus ganz sicherer Quelle.“ „Dann ging es ja vor zweitausend Jahren hier genauso schlimm zu wie heute.“ Die erste Taube flog davon, um sich nach Fressbarem umzusehen. „Sage ich doch“, antwortete die Zweite im Abflug. „Es hat sich nichts geändert in den letzten zweitausend Jahren. Ihr braucht euch also nicht zu beklagen.“

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Weihnacht im Stall

 

Weiß glänzte der Schnee im Mondlicht der Heiligen Nacht. Von fern hörte man die Glocken der Stadtkirche. Stille, absolute Stille, bis auf das Läuten der Weihnachtsglocken, das dieser Nacht seinen besonderen Zauber verlieh.

Weihnachten – Friede auf Erden!

 

Von alters her verstehen sich in der Christnacht Tiere und Menschen untereinander. Aber auch die verschiedensten Tierarten verstehen in dieser Nacht die Sprache des anderen. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass in der Heiligen Nacht ein alter Schafbock, im Stall eines Bauern, anfing eine Geschichte zu erzählen und alle anderen Tiere in dem Stall ihn verstanden.

„Damals war es“, begann Emil, der Schafbock, „jedes Jahr zu Weihnachten, erzählte uns unser Großvater die Geschichte seines Ururahnen und wir alle lauschten ihm.“ „Welche Geschichte“, muhte ein junges Kalb, das vor zwei Tagen das Licht der Welt erblickt hatte. „Wir wollen sie auch hören“, grunzten die Schweine. „Nun erzähl schon“, forderte das Pferd wiehernd auf. „Ja, wenn ihr mich so bittet“, meinte Emil, „dann werde ich sie euch erzählen. Damals, vor zweitausend und mehr Jahren, war mein Ururahn mit seiner Herde und einigen Schäfern nachts auf den Feldern Bethlehems, die Sterne funkelten, es war eine Nacht, wie heute. Plötzlich, ganz unerwartet wurde es taghell am Himmel, der Schein war grell wie das Sonnenlicht.“  „Mitten in der Nacht“, quiekte das Schwein, das es kaum glauben konnte, dass ein Stern so hell strahlt. „Mitten in der Nacht! Glaub es mir! Die Hunde wurden unruhig und eine Stimme kam vom Himmel, die sprach: ‚Fürchtet euch nicht, euch ist heute der Heiland geboren, der Retter der Welt. Dort wo ihr den hellen Stern am Himmel seht, liegt das Jesuskind in der Krippe‘. Die Hirten erschraken sehr, aber sie hörten auf die Stimme der Engel und gingen den Stern zu suchen.“ „Und die Schafherde?“, fragte ängstlich ein kleines Lamm. „Die Schafherde war in einem Gatter, die Hunde blieben dort als Wache. Ein kleines Lamm nahmen die Hirten mit, als Geschenk für das Jesuskind.“ Gleich kam sich das kleine Lamm sehr wichtig vor. „Schon vom Feld her sahen die Hirten den hellen Stern leuchten und gingen auf dieses Licht zu. Dann fanden sie in einem Stall, Maria und Joseph und das Kind, in der Krippe, wie der Engel es ihnen gesagt hatte. Sie beteten das Kind an und schenkten ihm das Lamm. Dann kehrten sie um und gingen wieder zu ihrer Herde.“

 „Eins hast du noch vergessen“, muhte nun Kuh Emma in die Erzählung. „Ochs und Esel waren auch dabei in dem Stall. Mein Ururahn erzählte mir auch davon. Seit dem Tag sagt man auch, wenn ein Kind geboren wird, erscheint ein neuer Stern am Himmel.“ „Stimmt“, bestätigte Emil, „nur ist es jetzt immer nur ein kleiner Stern. Als Jesus geboren wurde, war es ein großer Stern, der die Hirten und später auch die Könige zum Kinde führte.“ Immer leiser erzählte Emil, da sich die Nacht ihrem Ende neigte und alle Tiere recht müde waren, auch Emil.

 

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Die heiligen drei Könige


Ob sie nun Weise, Sterndeuter oder Könige waren, sei dahingestellt. Eins ist jedoch allen dreien wichtig. Sie haben den Stern gesehen, den Stern, dessen Licht auf den unscheinbaren Stall in Bethlehem strahlt. Dieser Stern hat große Bedeutung für sie, so zieht er alle drei zu dem Kind in der Krippe. Lesen wir die Bibel, meinen wir, die Drei zogen schon immer gemeinsam des Weges, so erschien es mir jedenfalls als Kind. Stets werden sie im Zusammenhang genannt. Doch dann, wenn wir etwas genauer hinsehen, verstehen wir auf einmal, dass sie auch ganz verschiedenen Erdteilen kommen. Trotz der Entfernung, die diese Gruppe trennte, finden sie den gemeinsamen Weg nach Bethlehem, den Weg, den ihnen der Stern zeigt, den Weg nach Bethlehem. Über alle Kontinente strahlt das Licht dieses Sterns, strahlt Gottes Liebe. So finden diese drei trotz aller Verschiedenheit einen gemeinsamen Weg, den Weg zum Kind in der Krippe, das Gott uns sandte zur Versöhnung, als Friedensstifter. Diese drei sprechen verschiedene Sprachen und doch macht Gott eine Verständigung möglich. Der Weg der drei Könige lehrt auch uns über alle Grenzen hinweg, den Weg der Verständigung anzustreben. Den Weg über das Kind in der Krippe, hin zu Gott. Solange wir dieses Ziel vor Augen haben, gibt es keine Trennung nach Ländern, keine Trennung durch Sprachen. Wir sind alle Gottes Kinder und das ist es, was alleine zählt.

 

 

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