Sternentanz

 

Einmal im Jahr, zum Mittsommerfest, gibt es ein Sommerfest im Zwergenreich. In dieser Nacht treffen sich alle Jungsterne im Zwergenreich. Für eine Stunde, die Zeit nach Mitternacht, hat ihnen Vater Mond freigegeben zum Sternentanz. Danach müssen sie für immer ihren festen Platz am Himmel einnehmen. Als Jungsterne gelten all die Sterne, die im letzten Jahr am Himmel neu erschienen sind.

Fips und Faps, die beiden Zwerge, freuen sich schon jedes Jahr ganz besonders auf den Sternentanz. Das ist ein Glimmern und Strahlen, so wunderschön, dass man es sich gar nicht vorstellen kann. In diesem Jahr gibt es jedoch noch einen besonderen Höhepunkt des Festes. Der Zwergenkönig Baltasar hat die Elfen des umliegenden Waldes zum Fest gebeten. Fips und Faps können es kaum erwarten, bis es so weit ist. Schon Tage zuvor überlegen sie, wer wohl die Schönste der Elfen zum Tanze führen darf. Auch die Tiere des Waldes sind in jedem Jahr zum Sommerfest geladen. „Nur gut, dass die Menschen nichts von unserer Waldwiese wissen“, sagt Fips eines Tages zu seinem Freund. „Wenn sie wüssten, wo wir leben, hätten wir hier keine ruhige Minute mehr.“

Mit Eifer versieht jeder der Zwerge seine Aufgabe, um das Fest gelingen zu lassen. Fips und Faps haben sich bereit erklärt, sich um das Lagerfeuer zu kümmern. Die Zwergenmädchen sorgen für Getränke und Speisen. Himbeerwein, Sauerapfersalat Blattlaushonig, Waldmeisterbowle und Pilzragout  sind bereits angerichtet. Soeben erscheinen die ersten Elfen auf dem Festplatz. In wenigen Minuten wird der Sternentanz beginnen. Aufregung herrscht unter dem kleinen Volk, als plötzlich ein unbekanntes Geräusch die Stimmung trübt. „Was war das?“, geht die Frage von Mund zu Mund. „Es hört sich an wie leises Wimmern“, überlegt Fips. „Ein Tier kann es nicht sein, die kenne ich alle“, fügt Faps hinzu. Vorsichtig schleichen sie sich näher an die Stelle, von welcher der Ton ausgeht. „Was ist denn das?“, einem kleinen Zwergenmädchen bleibt der Mund vor Staunen offen stehen. „Das ist ein Mensch!“, ruft Faps entsetzt aus. Zusammengekauert sitzt vor ihnen, ein kleiner Junge. „Wie kommst du hier her und warum weinst du?“,  wagt sich Fips ihn anzureden. Verwundert über die Anrede, hebt der kleine Klaus den Kopf etwas in die Höhe. „Wo bin ich? Habe ich geträumt?“, überlegt er. Dabei sieht er sich weiter um. Bis er entdeckt, dass er wirklich im Zwergenreich ist. „Ich suchte für meine Mutti heute Nachmittag Pilze und Blaubeeren“, antwortete der Junge leise, „dabei bin ich wohl vom Wege abgekommen. Jedenfalls fand ich nicht mehr heim und nun wurde es dunkel. In meiner Angst setzte ich mich ins Moos, da ich dachte hier im Walde ganz alleine zu sein. Nun seid ihr plötzlich hier, ihr lieben Zwerge“, bei Klaus zeigte sich bereits ein zartes Lächeln im Gesicht.

In diesem Moment kamen viele hundert Sterne auf die Waldwiese. Die Waldwiese erstrahlte taghell. Das war ein flimmern und glitzern! Es sah einfach traumhaft aus. Klaus wurde ganz seltsam zu Mute und er duckte sich so gut er konnte ins Gras. „Heute ist unser Sommerfest“, erklärte Faps, „wenn du dich ganz leise verhältst und hier sitzen bleibst, darfst du zuschauen. Ich kümmere mich um dich, wenn das Fest zu Ende ist.“ Das ließ sich der Junge nicht zweimal sagen. Mucksmäuschenstill saß er im Moos und bewegte sich nicht. Ab und zu kam ein Zwergenmädchen vorbei und brachte auch ihm etwas von den köstlichen Speisen zur Stärkung. Der Zwergenkönig eröffnete den Tanz und schon bald herrschte nur noch eitel Jubel auf der Waldwiese. Welch eine wundervolle Nacht!

Als der Tanz endete und alle Elfen und Zwerge sich zur Ruhe begaben, kam Faps noch einmal zu Klaus. „Jetzt kannst du mit mir kommen“, forderte er den Jungen auf. Schnell stand dieser auf und folgte dem kleinen Zwerg, dem kein Baum oder Strauch des Waldes unbekannt war. Als sie bereits das Haus der Eltern erkennen konnten, meinte Faps: „Hier habe ich noch einen besonderen Trank für dich“, damit reichte er dem Jungen ein kleines Fläschchen. Da Klaus so gut bei dem Zwerge bewirtet wurde, nahm er auch diesen Trank entgegen, ohne sich etwas dabei zu denken. Kaum, dass die Flüssigkeit seinen Mund berührte, fiel der Junge in einen tiefen Schlaf. Alle Erinnerung an diese Nacht war aus seinem Gedächtnis gestrichen, sodass er die Zwergenwiese nie wieder finden würde.

Als seine Eltern ihren Jungen am Morgen auf der Wiese vor dem Haus fanden, staunten sie nicht schlecht. „Jetzt fängt unser Bub schon an zu schlafwandeln“, meinte besorgt die Mutter. Seit diesem Morgen schauten die Eltern öfter einmal in die Nacht, wenn sie wach wurden, ins Kinderzimmer. Klaus jedoch schlief von nun an immer in seinem Bett.

(Christina Telker)

Sternenträume

 

Ich wäre gern ein Sternlein

am großen Himmelszelt.

Dann würd ich reisen Tag und Nacht

um unsre schöne Welt.

 

Ich wäre gern ein Sternlein

dann käm ich nachts zu dir.

Ich brächte dir Geschichten mit

du träumtest dann von mir.

 

Ich wäre gern ein Sternlein

und strahlte nur für dich.

Du wärest nie im Dunkeln

mein Licht tät streicheln dich.

 

Ich wäre gern ein Sternlein

ich gäb gut auf dich acht.

Ich schaute auf dein Bettchen

und das die ganze Nacht.

 

Ach wäre ich ein Sternlein,

das wäre ja so fein!

Ich leuchtete die ganze Nacht

bis käm der Sonnenschein.

(Christina Telker)

*****

Sternleins Reise

 

Sternlein schaut vom Himmel runter,

„Was noch so viel Kinder munter?

Da muss schnell etwas geschehen,

so kann das nicht weiter gehen!“

 

Und das Sternlein lässt sich munter,

schnell auf Peters Bett hinunter.

Singt ihm leis ein Liedlein fein,

dann schläft unser Kindlein ein.

 

Nun geht´s Sternlein auf die Reise,

heimlich, still, auf seine Weise.

Sagt manch einem „Gute Nacht!

Schau, ich halte bei dir Wacht.“

 

Als die Welt im Schlafe liegt,

wird auch unser Sternlein müd.

Schwebt hinauf zum Sternenzelt,

weil es hier schon lange fehlt.

 

Kuschelt sich ins Wolkenbett,

träumt von seiner Reise nett.

Übern ganzen  Erdenball,

bei den Menschen überall.

(Christina Telker)

 

 

 

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